| |
Freie Gegend über der französischen Grenze, von einer Anhöhe begrenzt, über welche die Ritter und später von der entgegen gesetzten Seite die Mauren herabkommen. | Q
Roland, Eginhard, Ogier, Olivier, Gui von Burgund, Richard von der Normandie, Gerard von Mondidur, Ritter
|
Es ist Morgen. | |
|
|
Erste Szene |
Roland, Eginhard, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard, Ritter. |
|
| |
Roland, Eginhard, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard, Ritter und die übrigen Ritter mit der weißen Fahne, Palme und den übrigen Friedensinsignien. Eginhard trägt eine Harfe nach Art der Troubadours. Als sie am Abhang der Höhe stehen, kehren sie sich noch einmal nach der Seite, von welcher sie gekommen, und bleiben in dieser Richtung bis zu Ende des folgenden Gesanges. | |
| |
[N. 7 - Lied mit Chor] | N
|
| |
EGINHARD |
Im jungen Morgenstrahle,
Den Blick dir zugewandt,
Grüß' ich zum letzten Male
Dich, teures Vaterland.
| |
DIE RITTER |
Im jungen Morgenstrahle,
usw.
| |
ROLAND |
Wie leichte Wolken ziehen,
Bald Seligkeit, bald Glück;
Die Herzen, wie sie glühen,
Es trennt sie das Geschick.
| |
DIE RITTER |
Wie leichte Wolken ziehen,
usw.
| |
EGINHARD UND ROLAND |
O ew'ge Mächte weilet
Ob uns in milder Huld,
Eh' uns Verrat ereilet,
Befreit von Schmach und Schuld.
| |
DIE RITTER |
O ew'ge Mächte weilet,
usw.
| |
| |
ROLAND |
So laßt uns denn, da wir gefahrlos nun
Der Heimat Grenze überschritten,
Dem nahen Ziele unverweilt entgegenziehn.
| |
OGIER |
Nicht fern von hier haust jener freche Maurenfürst.
An seines Heeres Trümmern mag er sich nun ergötzen,
Da er den Frieden nicht gewollt.
| |
ROLAND |
Hart war die Lehre, doch gerecht;
Er hat sie schwer erkauft,
Drum wollen wir ihm schonend nah'n.
| |
OGIER |
Verbannt sei jeder Übermut;
Der Sieger wisse den bezwungnen Feind zu ehren.
Ist's nicht so, Kampfgenossen?
| |
GUI VON BURGUND |
| |
RICHARD VON DER NORMANDIE |
Und weise stets dein Rat.
| |
GERARD VON MONDIDUR |
Solch edlem Beispiel folget jeder gerne.
| |
ROLAND |
So kommt. Wohl mag noch maurisch Volk
Hier im Gebirge lauern,
Das nicht zur schnellen Fluchtdie Zeit gewann.
| |
DIE RITTER |
Die Feigen furcht' ich nicht, und waren's
Ihrer Tausende, sie kennen unsre Waffen!
| |
ROLAND |
(ernst einfallend)
Den Frieden wollt ihr stiften
Und bereitet euch zum Kampfe.
Kann dieser Maurenfürst wohl
Unsrer Sendung Zweck vertrauen,
Vernähme er, dass auf dem Wege wir
Die Seinen ihm erschlügen?
Selbst die Gelegenheit vermeiden,
So kommen wir zum Ziele.
Drum fort!
(zu Eginhard, der bisher immer gedankenvoll, ohne an dem Gespräch teilgenommen zu haben, geblieben)
Komm, Freund; du kannst so leicht dir
Deine Sporen hier verdienen.
Nur Mut und kühn voran!
| |
EGINHARD |
Ich folge.
(bleibt unbeweglich)
| |
OGIER |
Was fehlt dem Träumer? Immer ist er so.
| |
ROLAND |
Lass' ihn! Des Weges für die Jugend ungewohnte
Plage, die Sehnsucht nach der Heimat...
| |
EGINHARD |
(bedeutungsvoll)
Nach der Heimat!
| |
ROLAND |
So magst du weilen;
durch die Ebne ziehn wir ruhig hin,
Da kannst du leicht uns bald ereilen,
und für die Not ruft deines Hornes Schall
uns bald herbei.
(ihn beiseite ziehend)
Quält dich ein Kummer, kannst du ihn
Der Brust des Freundes sicher anvertrauen.
(ihm die Hand schüttelnd, dann zu den ubrigen im Abgeben)
Folget mir!
| |
| |
| (Alle, bis auf Eginhard, ab) | Roland, Ogier, Olivier, Gui von Burgund, Richard von der Normandie, Gerard von Mondidur, Ritter ->
|
|
|
Zweite Szene |
Eginhard allein. |
|
| |
|
Ein Kummer, sagst du? Ach, des Lebens Überdruß
Erfüllt die bange Seele!
Unglücklich bin ich, ach!... So furchtbar... grenzenlos!
Und ihn, der Freunde edelsten, riss ich
Mit mir in des Verderbens Kluft!...
Was tat'st du, Elender, um dich zu retten,
Gabst du ihn leicht der Schande bloss!
Ach, Fierrabras! Wie werd' ich deines Vaters Blick ertragen?
Nein!
| |
| |
[N. 8a - Rezitativ, Marsch (mit Melodram) und Ensemble] | N
|
| |
Schon während des vorhergehenden Rezitativs hat sich ein Trupp Mauren, von Brutamonte befehligt, auf der entgegengesetzten Anhöhe gezeigt; sie scheinen aus einer Gebirgsschlucht zu kommen. Als sie Eginhard erblicken, bleiben sie erst, ihn beobachtend, stehen... dann deuten sie auf die in der Entfernung wandernden Ritter, sehen ihnen durch längere Zeit nach, und als sie sie entfernt genug glauben, kommen sie von der Anhöhe herab und auf Eginhard zu. Eginhard hat sie wahrgenommen und tritt ihnen mit gezogenem Schwerte entgegen. | <- Mauren, Brutamonte
|
| |
EGINHARD |
Beschlossen ist's, ich löse seine Ketten!
Der Wunsch erfüllt mich ahndungsvoll und heiß;
Um ihn, den tiefgekrankten Freund, zu retten,
Geb' ich mein Leben, meine Liebe preis.
| |
|
|
Dritte Szene |
Eginhard, Brutamonte und Mauren. |
|
| |
EGINHARD |
Verwegene! Was führt euch hierher?
| |
BRUTAMONTE |
Du trotzest, Franke?
Wohl, setz dich zur Wehre.
| |
EGINHARD |
Und gegen Einen wollt ihr alle streiten?
| |
BRUTAMONTE |
Du willst dir selbst dein Todeslos bereiten.
| |
EGINHARD |
Nicht Furcht ist's, die von euch mich zitternd hält,
Doch soll vergebens hier kein Blut mehr fließen.
Drum hört: Vom König Karl bin ich auserwählt
Mit einer Ritterschar, in Eil' beflissen,
Dem Maurenfürsten Frieden anzubieten;
Die Brüder folgen schützend meinen Schritten.
| |
BRUTAMONTE |
Uns willst du hintergehn?
| |
EGINHARD |
Wohlan, bald sollt ihr's sehn.
(Er stößt in sein Horn, welches nach einer Weile in der Entfernung und dann wahrend des Folgenden immer lauter und näher erwidert wird.)
| |
| |
BRUTAMONTE, DIE MAUREN |
(aufmerksam horchend)
Was mag der Ruf bedeuten?
Seid wohl auf eurer Hut!
Mög' er Verrat bereiten,
So ströme bald sein Blut.
| |
| |
| (Eginhard stößt ins Horn.) | |
| |
EGINHARD |
Bald wird sich's klar entscheiden,
Ich lache ihrer Wut;
Gefahren zu vermeiden,
Steh' ich in Freundes Hut!
| |
BRUTAMONTE, DIE MAUREN
Was mag der Ruf bedeuten?
Seid wohl auf eurer Hut!
Mög' er Verrat bereiten,
So ströme bald sein Blut.
|
Zusammen
EGINHARD
Bald wird sich's klar entscheiden,
Ich lache ihrer Wut;
Gefahren zu vermeiden,
Steh' ich in Freundes Hut!
|
| |
| |
BRUTAMONTE |
(zu den Mauren)
Schnell, eh' sie nahen, fasset ihn!
Zum Fürsten führt den Kühnen hin.
| |
DIE MAUREN
(suchen sich Eginhards zu bemächtigen)
Willst du noch widerstehn?
Willst du noch, willst du noch?
Schnell mit dem Frevler,
Schnell mit ihm fort!
Er kann uns nicht entrinnen;
Verwahrt an sicher'm Ort
Mag er auf Ränke sinnen.
Er kann uns nicht entrinnen;
Verwahrt an sicher'm Ort
Schnell fort, schnell fort, schnell fort!
An sicher'm Ort!
BRUTAMONTE
Schnell mit dem Frevler,
Schnell mit ihm fort!
Er kann uns nicht entrinnen.
Verwahrt an sicherm Ort
Mag er auf Ränke sinnen.
Schnell fort, schnell fort, schnell fort!
An sicher'm Ort!
|
Zusammen
EGINHARD
(sich wehrend)
Frei kann ich mit euch gehn.
Vertraut, vertraut des Mannes Wort,
Ich kann euch nicht entrinnen,
Verrat an diesem Ort
Wird euch kein Frommen bringen.
|
| |
| |
| |
| (Die Mauren bemächtigen sich Eginhards, ziehen ihn mit Gewalt fort und verschwinden dann auf der Anhöhe.) | Mauren, Brutamonte, Eginhard ->
|
|
|
Fierte Szene |
Roland, Ogier und die übrigen Ritter kommen zurück, nachdem sich die Mauren mit Eginhard entfernt haben. |
<- Roland, Ogier, Ritter
|
| |
[N. 8b - Duett mit Chor] | N
|
| |
ROLAND, OGIER, DIE RITTER |
Was ist ihm geschehn?
Was hat er begonnen?
Die Zeit ist verronnen.
Er ist nicht zu sehn.
| |
| |
OGIER, ROLAND |
(hastig)
Verfolget die Spuren
lm hastigen Lauf,
ln Tälern und Fluren
Schnell suchet ihn auf.
| |
DIE RITTER, OGIER, ROLAND |
(indem sie sich verteilen)
Wir folgen den Spuren
lm hastigen Lauf,
In Tälern und Fluren
Wir finden/suchen ihn auf.
Schnell, sucht ihn auf.
| |
| |
| (Alle ab, zerstreut.) | Roland, Ogier, Ritter ->
|
| |
| | |
| |
Gemach im Schlosse des Maurenfürsten Boland zu Agrimore nach Art eines Zeltes, mit einem Vorhange geschlossen. | Q
|
|
|
Fünfte Szene |
Maragond, Florinda |
Florinda, Maragond
|
| |
MARAGOND |
Wo schweift er wieder, der verlorne Blick,
Der sonst besonnen, seelenvoll erglühte?...
Laß, Teure, nicht im Traum der Phantasie
Das starke Herz der Truggestalt erliegen.
| |
FLORINDA |
O schöner Traum, du trosterfüllter Segen,
Der mir die ew'ge Ferne lebend malt,
Es ist der letzte, ach! des schlaffen Lebens!
| |
MARAGOND |
Und an ein Bild knüpfst leicht du dein Geschick,
Das nimmer dir gelinget zu erlangen?
| |
FLORINDA |
Ja, an ein Bild, das ewig mich umschwebt.
| |
MARAGOND |
Doch ohne Trost, es je zu sehn. Ermanne
Den trüben Geist! Die Jungfrau, mutvoll sonst,
Und männlich festen Sinns, sie bannt ein Zauber,
Entartet von sich selbst... O Teure, glaube,
Du hast ihn lang in Welschlands Gau'n gesehn.
Wo ist er nun?... In weiter Ferne... tot
Vielleicht schon jetzt! Vergeblich eignes Quälen.
Vernunft gebeut, Unmögliches zu tragen.
| |
FLORINDA |
Ach, immer neu erwacht der Sehnsucht Trieb!
Ich flieh' mich selbst, indem ich ihn nur suche.
Mein teurer Freund! Mein Roland! Ew'ges Sehnen
Zieht mich nach dir!
| |
MARAGOND |
O schweig, Betörte! Zittre!
Des Vaterlands und deines Vaters Feind
Ist er, bedenk, den du so frevelnd liebst.
| |
FLORINDA |
Nicht Vaterland, selbst nicht des Blutes Bande
Erschrecken mich; für ihn trotz' ich dem Tod,
ja selbst der Schande!
| |
| |
[N. 9 - Duett] | N
|
| |
FLORINDA |
Weit über Glanz und Erdenschimmer
Ragt meiner Wünsche hohes Ziel;
Und jedem Glück entsag' ich immer,
Lohnt mich der Liebe süß' Gefühl.
| |
MARAGOND |
O mög' der Schein dich nicht betören,
| |
FLORINDA |
Nur seiner Stimme Klang zu hören.
| |
MARAGOND |
Verrat ist der Gedanke schon.
| |
FLORINDA
Nur seiner Stimme Klang zu hören
Ist aller Leiden höchster Lohn.
O könnt' ich es umfangen,
Das lieblich holde Bild!
Mein glühendes Verlangen
Wird nimmer wohl erfüllt,
Ach, nimmer erfüllt.
|
Zusammen
MARAGOND
Ja Verrat, Verrat ist Gedanke schon.
O mög' der Schein dich nicht betören,
Verrat ist der Gedanke schon.
Von trostlos stillem Bangen
Ist meine Brust erfüllt;
Ach, nie wird ihr Verlangen,
Nie ihre Lust gestillt.
Ach, nie gestillt.
|
| |
| |
MARAGOND |
Birg deinen Schmerz, es naht der Vater!
Du kennst sein rauh' Gemüt.
| |
FLORINDA |
Bald soll er's wissen;
Ich trag es länger nicht, mein Glück zu missen.
| |
|
|
Sechste Szene |
Vorige, Fürst Boland, Brutamonte. |
<- Boland, Brutamonte
|
| |
BOLAND |
Ein Franke, sagst du? und wo habt ihr ihn gefunden?
| |
BRUTAMONTE |
An der Gebirgsschlucht, unfern von der Grenze,
Harrt' ich mit einer Schar noch von Getreuen;
Da ward ich ihn gewahr, und ohne Säumen ward
Er auch ergriffen, eh' es den Begleitern
Auf seines sans délai, Hornes Ruf gelang, zu nahen.
Er nennt sich einen Friedens... Abgesandten
Und frohe Botschaft, spricht er, bringt sein Kommen.
| |
BOLAND |
Was mag er bringen? Fierrabras' Geschick
Vielleicht verkündet er, wohl seinen Tod.
| |
FLORINDA |
O, armer Bruder! Wärst du denn verloren?
| |
BOLAND |
Er komme; doch ein furchtbar streng Gericht
Erwartet ihn und alle die Gefährten,
Erfahre ich des Sohnes Schreckenslos!
| |
BRUTAMONTE |
(in die Scene winkend)
Schon nahen sie mit ihm.
| |
|
|
Siebte Szene |
Vorige. Eginhard. |
<- Eginhard, einige Mauren
einige Mauren ->
|
| |
| (Eginhard wird von den Mauren gebracht; sein Blick zeigt Schmerz und Verachtung.) | |
| |
BOLAND |
Nun, kühner Fremdling,
Erkläre dich, was in des Krieges Schrecken
Dich aus der Heimat fernem Lande riss?
| |
EGINHARD |
Bald stillst du's aus der Ritter Mund vernehmen,
die von mir durch dein ruchlos Volk getrennt.
Des Friedens froher Wunsch.
| |
BOLAND |
Noch eh' du endest,
sag, wo ist Fierrabras?
| |
EGINHARD |
(plötzlich erschreckend)
Gott!... Gefangen
Ward er im Kampfe jüngst von Roland...
| |
FLORINDA |
Von Roland?... Götter! Ach, er lebt?
| |
BOLAND |
| |
FLORINDA |
| |
BOLAND |
Wohl, moch lebt er;
Doch Schmach und Schande soll er nicht entragen,
Und ist er Held, wieder zu sterben wissen.
| |
FLORINDA |
(schnell)
O laß mich, Vater, ich will ihn befrei'n.
| |
BOLAND |
Du schwaches Weib? Was wähnst du!
| |
FLORINDA |
(wie vorher)
Fierrabras
Lös' ich mit einem Worte.
| |
BOLAND |
| |
EGINHARD |
Die Freiheit hat der König Karl ihm gegeben.
| |
BOLAND |
Die Freiheit?... und doch kehrt er nicht zurück?
| |
EGINHARD |
(in sichtbare Unruhe)
Weh mir!... In neue Haft fiel durch Verrat
der edle Held...
(hält inne)
| |
BOLAND |
Wie das? Erzähle, dass
der Götter Fluch ich auf den Frevler lade!
| |
EGINHARD |
| |
BOLAND |
Wer ist der Unmensch? Sprich!
| |
EGINHARD |
Der falsche Freund... erfahr' es denn... bin ich!
| |
BOLAND, FLORINDA, MARAGOND |
| |
| |
[N. 10 - Quintett] | N
|
| |
BOLAND |
Verderben denn und Fluch
Der falschen Frankenbrut!
| |
| |
FLORINDA
Des Zornes volle Macht
Wird er verdient erfahren;
Doch eine Hoffnung lacht
Mir selbst aus den Gefahren.
Ja, eine Hoffnung lacht!
EGINHARD
Er malt die Schreckensnacht
Mir furchtbar, die Gefahren,
Die Qual, die ich gebracht,
Ich muss sie selbst erfahren.
O welche Schreckensnacht!
BRUTAMONTE
Auf ihrer Größe Trümmer
Blüht unsers Ruhmes Ziel;
Das Herz entwöhnt sich nimmer
Der Rache blut'gem Spiel.
Verderben denn und Fluch
Der falschen Brut!
|
Zusammen
MARAGOND
Des Zornes volle Macht
Wird er verdient erfahren;
Die Qual, die er gebracht,
Er muss sie selbst erfahren.
O welche Schreckensnacht!
BOLAND
Hinab in Todesnacht
Send' ich der Frevler Scharen,
Von meinem Zorn umwacht,
Verschlingen sie Gefahren.
Verderben denn und Fluch
Der falschen Brut!
Verderben denn und Fluch
Der falschen Franken!
|
| |
| |
|
|
Achte Szene |
Ein maurischer Hauptmann tritt auf. Vorige, Ein maurischer Hauptmann. |
<- Hauptmann
|
| |
HAUPTMANN |
Gesandte nahn vom Lager, Herr, der Franken.
| |
EGINHARD |
Sie sind's! Wohl mir, ich atme.
| |
BOLAND |
| |
HAUPTMANN |
Den Frieden bringen sie, doch auch den Krieg:
So lautet ihre Botschaft.
| |
EGINHARD |
| |
BOLAND |
Die ersten Opfer zeigst du, Rache, mir!
Sie mögen nahn. Im hohen Fürstenglanze.
Empfang' ich sie, zur Strafe sind sie reif:
Dass mit dem Recht ich die Gewalt vergelte.
| |
| |
| (Der Hauptmann geht ab.) | Hauptmann ->
|
| |
| | |
| |
Der Vorhang der Zelt-Hinterwand wird geöffnet. Maurisch Volk, Krieger, Priester, Mädchen usw. nahen im feierlichen Zuge, ihnen folgen Roland, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard und die übrigen Ritter der Gesandtscbaft. Für den Fürsten wird ein praktikabler Thronhimmel gebracht, weleben er besteigt; die Führer seines Heeres umgeben ihn. Florinda bedeckt sich mit ihrem Schleier und bleibt auf den Stufen des Baldachins. Während des folgenden Chores erkennen die Ritter Eginhard, umarmen ihn und geben ihre Freude zu erkennen, indem sie ihn in ihre Mitte nehmen. Eginhard scheint anfangs erfreut, dann sinkt er aber in Trübsinn zurück. Die Ritter reihen sich mit ihren Insignien vor dem Throne. | <- Volk, Krieger, Priester, Mädchen, Roland, Ritter, Mauren
|
|
|
Neunte Szene |
Vorige, Volk, Krieger, Priester, Mädchen, Roland, Ritter. |
|
| |
[N. 11 - Chor] | N
|
| |
|
MAUREN UND FRANKEN
Laßt Friede in die Hallen
Des Fürstensitzes ziehn.
Wenn Jubellieder schallen,
Muss auch die Palme blühn.
Ihr Himmelsmachte sendet
Die Ruhe diesem Land,
Der Gaben höchste spendet,
Der Eintracht heilig Band!
Wenn Jubellieder schallen,
Muss auch die Palme blühn.
| |
| |
ROLAND |
Uns sendet Karl, mein Herr, der Franken König,
Die Eintracht und den Frieden Euch zu bitten.
| |
BOLAND |
(unterbrechend)
Eh' Ihr vermessen meinem Throne nahet,
Mögt Ihr der Sitte hier Euch unterziehn
Und Eurer Waffen stolzen Prunk entbehren;
es soll der Bittende nicht trotzend nahen.
| |
ROLAND |
Nicht Trotz noch Bitten kennet Roland.
| |
FLORINDA |
(auffahrend)
Götter!
Er ist es!
| |
MARAGOND |
| |
FLORINDA |
(bewegt)
Den ich vermißte.
| |
MARAGOND |
| |
ROLAND |
Doch sei Euch dieser Wunsch gewährt.
| |
| |
| (Er gibt mit den übrigen Rittern sein Schwert ab.) | |
| |
BOLAND |
Nun sprich!
Gegönnt sei dir das Wort.
| |
ROLAND |
In dieser Ritter
Mitte nah' ich, Fried' Euch bietend...
| |
BOLAND |
Den Frieden? Wohl! Um welchen Preis?
| |
ROLAND |
Erst denket,
Was Euch. bedroht. Geschlagen ist das Heer,
Mit Schmach ward seine Flucht bedeckt.
Eu'r Sohn...
| |
FLORINDA |
| |
ROLAND |
Schon Euer Fierrabras
Hat zwanglos unser's Glaubens Macht gehuldigt,
Drum zaudert nicht...
| |
BOLAND |
(entrüstet auffahrend)
Wie?! Hatt' der Frevler das?
Dann treffe ihn mein Fluch und euch, Verruchte,
Die ihr nicht scheuet, dem gebeugten Vater
Solch schlimme Märe schamlos zu verkünden!
Euch soll der Tod in diesen Mauern finden!
Ergreift sie!
| |
ROLAND, DIE RITTER |
Uns schützet der Gesandtschaft Recht.
| |
BOLAND |
Der Feige ist des Mächt'gen schwacher Knecht.
| |
| |
[N. 12 - Terzett mit Chor] | N
|
| |
BOLAND |
Im Tode sollt ihr büssen,
Was Übermut gewagt;
Bald deckt zu meinen Füßen
Euch Nacht, die nimmer tagt.
| |
ROLAND, DIE RITTER |
Das Leben leicht zu lassen,
Ist frommer Ritter Pflicht;
Doch der ist schwer zu hassen,
Der Wort und Ehre bricht.
| |
| |
FLORINDA
O schütz ihn vor Gefahren,
Du ew'ge Himmelsmacht!
Muss ich ihn elend schauen,
Zur Rettung treibt's mich an.
DIE MAUREN
Bald sollen sie's erfahren,
Dass seine Rache wacht.
Auf Glück dürft ihr nicht bauen,
Bald ist's um euch getan.
Wir wachen strenge für ihr Leben,
Bis sie der Strafe Arm ereilt.
|
Zusammen
BOLAND
Ihr sollt es bald erfahren,
Wie euch mein Grimm verlacht.
Fort! In des Kerkers Grauen
Bügt ihr den frevlen Wahn!
Im Kerker wachet für ihr Leben,
Bis sie der Strafe Arm ereilt.
ROLAND, DIE RITTER
Mit männlichem Vertrauen
Gehn wir die Todesbahn.
Des König Karls Rache mach' dich beben,
Weil er zum Schutz der Freunde eilt.
|
| |
| |
FLORINDA |
| |
BOLAND |
Dich rührt ihr wohlverdientes Los?
| |
FLORINDA |
(für sich)
In des Geliebten Armen
Ereil' auch mich das Todeslos.
Das Todeslos.
| |
| |
Die Ritter werden nicht ohne Widerstand von maurischen Kriegern umgeben. | |
| |
BOLAND, DIE MAUREN |
Sie sollen erblassen
In heimlicher Not,
Die Feinde zu hassen
Ist Rachegebot.
| |
FLORINDA, ROLAND, DIE RITTER
Das Leben zu lassen
In peinlicher Not,
Es heischet sich fassen
Zum schmählichen Tod.
|
Zusammen
BOLAND, DIE MAUREN
Sie sollen erblassen
In heimlicher Not,
Die Feinde zu hassen
Ist Rachegebot.
|
| |
| |
| (Die Ritter werden mit Gewalt, von den Kriegern und dem Volk begleitet, abgeführt. Der Fürst enfernt sich mit seinem Gefolge. Florinda bleibt allein zurück.) | Volk, Krieger, Priester, Mädchen, Roland, Eginhard, Ritter, Boland, Maragond, Mauren, Brutamonte ->
|
|
|
Zehnte Szene |
Florinda allein. |
|
| |
|
So ist er's denn! Doch wie muss ich ihn finden!
Mir kaum genaht und schon dem Tod verfallen!
O herber Lohn der treu bewahrten Liebe!
(nachsinnend, nach einer Pause, entschlossen)
Du willst es, Vater - wohl, ich bin gefasst.
Um ihn verleugn' ich selbst des Blutes Rechte,
Die schwach nur an des Lebens Gkick mich binden;
Ich rette ihn und gält's den höchsten Preis,
In mir soll er die Treue wiederfinden.
| |
| |
[N. 13 - Arie] | N
|
| |
|
Die Brust, gebeugt von Sorgen,
Bestürmt des Schmerzes Glut;
Ja, tage, wilder Morgen,
Dein Segensgruß ist Blut!
Des Weibes sanfte Sitten
Zerstört der Drang der Not,
Und mit der Furien Wüten
Verbreit' ich Schreck und Tod!
Die Brust, gebeugt von Sorgen,
Bestürmt des Schmerzes Glut;
Ja, tage, wilder Morgen,
Dein Segensspruch ist Blut!
| |
| |
| (Sie stürzt davon.) | Florinda ->
|
| |
| | |
| |
Gemach in einem festen Turme, mit einer starken eisernen Türe verschlossen. Einige Stufen führen zu Öffnung, in Form eines Fensters, welches mit einem Gitter versehen ist. Das Gemach wird dem von Schimmer einer Lampe erhellt. | Q
|
Einbrechende Nacht. | |
|
|
Elfte Szene |
Eginhard, Roland, Ogier und die übrigen Ritter, teils sitzend, teils liegend. Wie der Zwischenvorhang hebt, erheben sie sich, reichen sich gegenseitig die Hände und versammeln sich im Vordergrunde. |
Eginhard, Roland, Ogier, Olivier, Die Ritter
|
| |
[N. 14 - Chor der Ritter] | N
|
| (ohne Instrumentail-Begleitung) | |
| |
|
EGINHARD, OGIER, ROLAND, DIE RITTER
O teures Vaterland!
Verlassen weilt deiner Söhne treue Schar:
Den soll des Todes Graun erfassen,
Der deines Ruhmes Kämpfer war.
O teures Vaterland!
Ach, fern von heimischen Gefilden,
Droht des Verderbens bittre Schmach,
Und bald zerfließt in Luftgebilden
Die Hoffnung, die das Schicksal brach!
O teures Vaterland!
| S
(♦)
(♦)
|
| |
ROLAND |
So enden sie, des Ruhmes schöne Tage!
Die wir im Schlachtensturm das Glück bezwungen,
Uns streckt Verrat gleich dem Verbrecher hin!...
Zu viel für eines Mannes mut'ge Seele
Ist das Gefühl der Ohnmacht? Trag' ich's noch?
O, dass sie nahten, die verhaßten Schergen,
Mit meinem Leben strömt mein letzter Fluch!
| |
OGIER |
Ergib dich, Freund, dem eisernen Geschicke,
Wie du, erwählt zur fürchterlichen Sühne,
Sich deine Brüder hier; drum fasse dich.
| |
ROLAND |
Nicht Fassung ist's, die mir gebricht, nur Rache
Und Wut erfüllt die hochempörte Brust!
Und eine Hoffnung, ach, die ich genähret,
Die mich getäuscht: Florinda, Dich zu finden!
Wohlan, ich habe alles aufgegeben...
Reicht eure Hände mir, ihr Todesbrüder.
Wir sind gefasst, er sinke auf uns nieder!
| |
EGINHARD |
Ich stürbe gern, drückt' eine Schuld mich nicht!
| |
ROLAND |
Dal dein begonnen Werk erfolglos endet?
Ja, hart ist's, kaum des Ruhmes Bahn zu wandeln,
Und dem Verderben schon geweiht.
| |
EGINHARD |
Nicht das
Ist's, was mich quält. Am Rande des Verderbens
Vernehmet meine Schuld und fluchet mir!
Ich trag' sie ungetilget aus dem Leben.
| |
DIE RITTER |
| |
EGINHARD |
| |
OGIER, ROLAND |
(schnell einfallend)
Emma, die Prinzessin?
| |
EGINHARD |
Geheime Liebe bindet unsre Herzen.
| |
ROLAND |
Verwegener, was tatest du?
| |
EGINHARD |
Noch mehr:
Vom König Karl überrascht bei unsrer Trennung,
Gilt Fierrabras für den Verführer und
Verhaftet wird der treue Freund um mich, l
Den Schein der Schuld mit reiner Seele tragend.
Kehr' ich nicht heim, den Frevel zu bekennen,
So fällt auch er durch mich, ein Opfer des Betrugs!
(Er sinkt auf einen Stein und bleibt ohne an fllem darauf Folgenden teilzunehmen, wie besinnungslos liegen.)
| |
DIE RITTER |
| |
ROLAND |
Das konntest du?
Die Schmach, tilgst du sie nicht, folgt dir zum Grabe!
| |
| |
[N. 15a - Melodram, Rezitativ und Ensemble] | N
|
Plötzliches Geräusch von außen, worauf alle, außer Eginhard, aufmerksam werden und sich der Pforte nähern. | |
| |
DIE RITTER |
| |
OGIER |
Schon nahn des Wüterichs Schergen.
| |
ROLAND |
Sie mögen kommen. Männer finden sie.
| |
| |
| (Man hört einen dumpfen Schlag.) | |
| |
OGIER |
Die Pforte wird geschlossen.
| |
OLIVIER |
Auf der Treppe...
bewegt sich's nun
| |
| |
| (Ogier steigt zur Öffnung hinauf.) | |
| |
OGIER |
Verwundet flieht ein Maure vom Tor des Turms.
Der Pförtner ist's. Was mag das sein?
| |
OLIVIER |
Die Nacht läßt's kaum mich unterscheiden.
| |
| |
| (Gepolter an der Türe des Gemaches. Die Ritter in gespannter Erwartung.) | |
| |
ROLAND |
| |
DIE RITTER |
Es starrt das Blut mir in den Adern!
| |
|
|
Zwölfte Szene |
Das Schloß wird nach längerer Zeit mühsam eröffnet Die Tür fliegt auf. Florinda stürzt herein, in einer Hand ein Schwert, in der andern eine Leuchte haltend. Vorige. Florinda. |
<- Florinda
|
| |
DIE RITTER |
(prallen erstaunt zurück)
Ein Weib!
| |
FLORINDA |
Wo ist er? Nicht des Todes Grauen
Hemmt meiner Schritte schnellen Lauf;
Nur ihn, den Teuren, muss ich schauen,
Dann flieh' des Lebens letzter Hauch!
Ach, mein Roland!
| |
| |
| (Sie sinkt ermattet in die Arme der Ritter. Roland, welcher bei dem Rufe seines Namens aufmerksam geworden, beleuchtet Florinda mit der ihr entfallenen Leuchte.) | |
| |
ROLAND |
Gerechte Vorsicht!
Ja, sie ist's! Florinda!
| |
DIE RITTER |
Wie? Wie? Diese wäre Florinda?
| |
| |
|
ROLAND
Am Rand des Grabes mag ich finden
Das Glück, das Missgunst mir entzog!
Ich fühl's bei jeder Hoffnung Schwinden
Dass mich die höchste nicht betrog.
(nachdem er sie in seine Arme gefasst, zu den Rittern)
Schnell, Hilfe schaffet erst der Teuren,
Dass zur Besinnung schnell sie wiederkehre.
| |
| |
| (Die Ritter sind beschäftigt, Wasser aus einem Geschirr zu holen, welches in der Ecke des Gemaches steht.) | |
| |
ROLAND |
Laßt sie, schon ist sie wieder sich bewusst.
| |
FLORINDA |
(Florinda schlägt die Augen auf.)
Wo bin ich? Wo bin ich?
| |
ROLAND |
In meinem Arm, in deiner Freunde Mitte.
Vernehmt es, Brüder! Ich hab' sie gefunden,
Es kehrt das Glück! Wie das Geschick auch wüte,
Auf ewig bleibst du mir verbunden!
| |
| |
[N. 15b - Duett mit Chor] | N
|
ROLAND |
Selbst an des Grabes Rande
Erwacht das Leben neu,
Vom düstern Todesbande
Macht uns die Liebe frei.
| |
FLORINDA |
Entzücken strömt und Leben
In die gequälte Brust,
Das Herz füllt Wonnebeben,
Die Seele Himmelslust.
| |
FLORINDA UND ROLAND |
Wie leicht wird so die Todesstunde,
Da Leben quillt vom teuren Munde.
| |
DIE RITTER
Heil ihrer Herzen schönem Bunde,
Er muss gedeih'n in solcher Stunde.
|
Zusammen
ROLAND UND FLORINDA
Da Leben quillt vom teuren Munde.
|
| |
| |
ROLAND |
Entzücken strömt und Leben,
In die gequälte Brust...
| |
FLORINDA |
Das Herz fühlt Wonnebeben,
Die Seele Himmelslust.
| |
BEIDE |
| |
DIE RITTER
Heil ihrer Herzen schönem Bunde,
Er muss gedeih'n in solcher Stunde.
Heil dem schönem Bunde
Ihrer Herzen Bunde Heil.
|
Zusammen
FLORINDA UND ROLAND
Wie leicht wird so die Todesstunde,
Da Leben quillt vom teuren Munde.
|
| |
| |
OGIER |
(zu ihnen tretend)
Nun fasset euch, gemessen ist die Frist,
Bedenkt, gezählet sind die Augenblicke,
Und die Gefahr, der Tod vielleicht schon nah.
| |
FLORINDA |
Ihm zu entgehn, bah' ich das Glück versucht,
Und bis hierher gelang das kühne Spiel!...
Verloren seid ihr, kann ich euch nicht retten.
In eure Haft gelang es mir, zu dringen,
Der schwache Arm hat starke Tat geübt;
Für euch... für dich, du Quelle meines Sehnens!
Von mir verwundet, floh der feige Wächter,
Und mächtig seid ihr nun der sichern Pforte;
Drum eilet, flieht, eh' noch des Vaters Grimm
Euch ganz erreicht, bald könnt' er rächend nah'n.
Ich flieh' mit euch,
(auf Roland)
nichts kann mich hier mehr binden;
O zaudert nicht! Im Dunkel dieser Nacht,
Eh' uns ein Späherblick erreicht...
| |
ROLAND |
So mutig
Drangest du zu uns, nimm unser Blut und Leben,
Die Besten meines Landes siehst du hier,
Sie danken alle gern dir ihr Geschick.
| |
| |
[N. 16 - Chor und Melodram] | N
|
| |
DIE RITTER |
(zu Florinda)
Der Hoffnung Strahl, den du gegeben,
Er leiht uns Mut zu neuem Leben.
Mut! Mut!
| |
| |
OGIER |
| |
ROLAND |
Mög' der Erfolg sie krönen.
| |
| |
|
DIE RITTER
Vor herber Leiden Qualen,
Aus harter Todesnot,
Laß uns zur Freiheit wallen,
O großer, ew'ger Gott!
Und süße Labung lege
Ins Herz, wenn Trost gebricht;
Die grauenvollen Wege
Erhell' der Hoffnung Licht!
| |
| |
Es erhebt sich ein Getümmel von außen, welches zunimmt und hauptsächlich aus dem Rufe der Trompeten und dem Wirbeln der Trommeln besteht. | |
| |
DIE RITTER |
| |
| |
| (Feldgeschrei der maurischen Krieger.) | |
| |
FLORINDA |
(die an das Fenster geeilt war)
Wir sind verraten!
Der Elende, den ich verjage, er eilte, schnell meine Tat
verkündend, zu dem Vater. Und nun wird Gewalt bezwingen!
| |
ROLAND |
(der ebenfalls hinaufgestiegen)
Fürwahr! Doch was nun tun? Nicht widerstehn
kann dies Gebäude lange ihrem Wüten.
Der Turm wird uns nicht schützen!
| |
| |
| (Vergrößerter Lärm von außen mit anhaltendem Pochen.) | |
| |
OGIER |
Schon nahen sie dem Tore. Vergebens!
Fest verschlossen trotzt es der eitlen Macht.
| |
ROLAND |
| |
OLIVIER |
Zum Sturme rüstet sich das Heer.
| |
FLORINDA |
(nach einigem Nachsinnen)
Wie? Waffen?
Besinn' ich mich, so liegt in den Gemächern
hier manche Rüstung noch verwahrt.
| |
DIE RITTER |
| |
FLORINDA |
Ihr möget selbst euch überzeugen.
| |
OGIER |
(zu den Rittern)
Wohl, so folget mir!
| |
| |
Die Ritter ab bis auf Roland. Währenddessen hat das Getöse überband genommen. Geschrei, Trommeln und Trompeten verkünden den Sturm; aus dem Fenster sieht man die geschleuderten Feuerbrande vorüberfliegen. | Die Ritter ->
|
| |
ROLAND |
Was nun beginnen, Tod ist überall!
Bleibt heut' auch Frist, was bringt der nächste Morgen?
(nach längerem Nachsinnen)
Ein Mittel gäb's noch; Doch kühn! - Es sei! Zu wagen
Ist nichts in der Verzweiflung Schreckenstagen.
| |
| |
Die Ritter kommen zurück mit Bogen, Pfeilen, Wurfspießen und anderen Waffen. | <- Die Ritter
|
| |
DIE RITTER |
(freudig)
Gefunden ist der Schatz!
| |
ROLAND |
Mögt ihr ihn teilen!
Nun hört! Schon stürmen sie, es gilt kein Weilen;
wir halten uns hier nicht, drum
rasch zum Handeln!
| |
DIE RITTER |
(unter sich)
Was mag er wollen?
| |
ROLAND |
Von der Nacht begünstigt,
dring' ich im Sturm durch jene kleine Pforte,
die, als wir hergeführt, uns aufgenommen.
| |
| |
| (Die Trommeln währen fort.) | |
| |
FLORINDA |
| |
ROLAND |
Der Mauren Schar durchflieg' ich.
In wenig Stunden an der Grenze, bring'
ich morgen sichre Hilfe uns herbei,
indes ihr heure noch den Turm verteidigt.
| |
FLORINDA |
| |
ROLAND |
Er trifft uns hier
Weit sichrer noch und schneller.
| |
OGIER |
Klug ersonnen,
Und Rolands wert ist dieser Plan.
| |
ROLAND |
Hört ihr's? Schon tobt der Sturm...
| |
FLORINDA |
| |
ROLAND |
| |
EGINHARD |
(der zusehends an Rolands Worten Anteil genommen hat, drängend)
Mir sei's gegönnt, dich zu geleiten.
| |
ROLAND |
Wohl!
Die Schuld, die Unglücksel'ger, du zu tragen,
Verdient, das Leben für den Freund zu wagen.
| |
EGINHARD |
(freudig)
O möchte erst der Rettung Werk gelingen,
Dann will ich gern mich selbst zum Opfer bringen!
| |
ROLAND |
Die Teure wahret mir mit eurem Leben!
Schon rast der Feind. Nur Mut! Seid eurer wert!
| |
OGIER |
Zur Zinne schnell hinauf! - Euch leite Gott
Durch der Gefahren schreckensvolle Mitte.
| |
| |
[N. 17a - Finale II - Terzett und Chor] | N
|
| |
| (Die Ritter ergreifen Bogen, Pfeile etc. Das Stürmen währt fort.) | |
| |
EGINHARD UND ROLAND |
Uns führt der Vorsicht weise Hand
Für treue Lieb' und Vaterland.
| |
DIE RITTER |
Das Schwert mit Macht zu schwingen,
Wenn Recht und Freiheit bricht,
Der Rache Opfer bringen,
Ist heil'ge Ritterpflicht.
| |
ALLE |
Das Schwert mit Macht zu schwingen,
Wenn Recht und Freiheit bricht,
Der Rache Opfer bringen,
Ist heil'ge Ritterpflicht.
Uns (sie) führ' der Vorsicht weise Hand
Für treue Lieb' und Vaterland.
| |
DIE RITTER |
Das Schwert mit Macht zu schwingen,
usw.
| |
EGINHARD, ROLAND, FLORINDA, DIE RITTER |
| |
| |
| (Umarmung. Roland, Eginhard und die übrigen Ritter steigen bewaffnet durch die Pforte ab. Florinda allein, in immerwährender Beängstigung, bald eilt sie an das Fenster, bald nähert sie sich der Pforte. Unausgesetztes Stürmen.) | Roland, Eginhard, Ogier, Olivier, Die Ritter ->
|
|
|
Dreizehnte Szene |
Florinda allein. |
|
| |
[N. 17b - Melodram] | N
|
|
Schützt ihn, ihr ew'gen Mächte!
Welche Wut! O dass er ihr entginge!
Ha, die Tapfern!
Schon von der Zinne fliegen
ihre Pfeile in der Verräter Schar!
Ils stehen staunend -
jetzt öffnet sich das Tor!
Mit blankem Schwert... Roland
stürztmit dem Jüngling durch die Scharen!
Sie brechen durch!
Dank euch, ew'ge Götter!
Er stößt auf neue Scharen...
kann er entfliehn?
Rings mäht sein Stahl!
Sie fallen, er ist frei!
(kniend)
Darf ich für seine Rettung euch schon danken?
(Sie steht auf und eilt wieder ans Fenster)
Doch sieh! Von Neuem sind sie im Gedränge!
| |
| |
| (Der Sturm lässt allgemach nach.) | |
| |
|
(angstvoll)
Ha! Sie umgeben ihn!
Rings wird es stiller!
Ihm nach fliegen die empörten Scharen.
Noch blinkt sein Schwert!
O Gott! So dicht umrungen!
Ihm bleibt kein Weg!
Es naht der Feind!
Sie dränen dichter sich!
O Schreckenstag! Er flieht!
Dort sch' ich ihn... hier... nun da!
Immer schrecklicher wird das Gewirre!
Er ist umringt! Weh ihm! O Höllenmarter!
Wo ist er?
Ach! Gelähmt scheint seine Kraft!
| |
| |
| (Siegesgeschrei von außen: Triumph! Triumph!) | |
| |
Die Ritter außer Eginhard e Roland stürzen zur Tür herein. | <- Die Ritter
|
| |
DIE RITTER |
| |
FLORINDA |
| |
| |
| (Sie sinkt zu Boden. Die Ritter umgeben sie und bemühen sich vergeblich, sie ins Leben zu bringen.) | |
| |
|
DIE RITTER
Mut und Besinnung schwinden,
Ein düstres Todesgraun
Läßt mich nur Qualen finden,
Zerstört ist mein Vertraun.
| |
| |
| (Entsetzen und Verzweiflung unter den Rittern.) | |
| |
Der Vorhang fällt. | |
| |