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Frauengemach im Königlichen Schlosse. | Q
Emma, die Jungfrauen
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Erste Szene |
Emma, ihre Jungfrauen. Emma, mit weiblicher Handarbeit beschäftigt; ihre Jungfrauen, spinnend. |
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[N. 1 - Introduktion] | N
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CHOR DER JUNGEFRAUEN |
Der runde Silberfaden
Läuft sinnig durch die Hand;
Zum Frommen, nie zum Schaden,
Webt sich ein Liebespfand.
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EINE JUNGFRAU |
Wie er die Welt begrüßet,
Der Säugling, neu belebt,
Die Hülle ihn umfließet,
Von Spinnerhand gewebt.
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JUNGFRAUEN |
Der runde Silberfaden,
usw.
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EINE JUNGFRAU |
Am Tag der höchsten Freude:
Am frohen Hochzeitstag,
Formt schön zum Feierkleide,
Was Spinnerhand vermag.
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JUNGFRAUEN |
Der runde Silberfaden,
usw.
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EMMA |
(welche während des Gesanges in düsterem Nachdenken versunken blieb, aufstehend)
Noch eine Strophe hat die schöne Weise;
Zwar minder anmutsvoll, doch traurig wahr.
Sie paßt so sehr zu meiner Stimmung, dass
Ich meinem Herzen stets Erleichterung gewähre,
Indem ich ihre Worte wiederhole:
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EMMA |
Zur Hülle selbst im Grabe,
Zur Klag' um Treuebruch,
Webt sich als Spinnergabe
Das Grab- und Tränentuch.
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EMMA, JUNGFRAUEN |
Der runde Silberfaden
Läuft traurig durch die Hand,
Gedeiht zum ew'gen Schaden
Solch herbes Trauerpfand.
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Eginhard, welcher während der letzten Strophe eingetreten und im Hintergrunde lauschend geblieben, tritt nach beendigtem Gesange vor. | <- Eginhard
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Zweite Szene |
Vorige, Eginhard. |
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EMMA |
Ihr habt gelauscht... so wie ich merke.
Es ist nicht schön, die Geheimnisse der Damen
ungebeten erforschen zu wollen.
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EGINHARD |
(dem man seine heftige innere Bewegung ansieht)
Das ist fürwahr mein Zweck hier nicht,
Vielmehr... verzeiht, Prinzessin, eine
Frohe Botschaft ist es, die ich bringe.
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EMMA |
Mir? Und durch Euch?
Ja, dann muss sie wohl erfreulich lauten.
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EGINHARD (für sich) |
Gerechter Himmel! Jetzt, gerade jetzt!
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EMMA |
So lasset mich sic hören.
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EGINHARD |
Euer Vater, unser König Karllicher Herr...
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EMMA |
Mein Vater?
Sprecht, o gebt mir Nachricht!
Habt Ihr von ihm eine frohe Kunde überbracht?
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EGINHARD |
Den Feind hat er besiegt,
Der Mauren Heer zerstreut, gefangen.
Die Edelsten der Führer hat er herberufen,
Um dem verwegnen Maurenfürsten
Ruh' und Friede zu gebieten.
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EMMA (mit Bangigkeit) |
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EGINHARD (bedeutungsvoll) |
An seines Hofes Spitze naht er diesem Schlosse.
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EMMA (unwillkürlich erschreckend) |
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| (Die Fräulein erheben sich von ihren Sitzen und entfernen sich auf einen Wink Emmas.) | die Jungfrauen ->
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EGINHARD |
(zu Emma)
Faßt Euch! Die Freude hat Euch übermannt, Prinzessin!
(Leise zu ihr, mit einem Blick auf die abgehenden Fraülein.)
Wir sind verloren, wenn Ihr euch verratet!
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Dritte Szene |
Emma, Eginhard. |
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EMMA |
Wir sind allein, vielleicht zum letzten Male!
O, Eginhard! Die Seele fühlt nie empfundne Angst!
Was haben wir getan?
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EGINHARD |
Was unsere Herzen länger nicht verhehlen konnten:
Ihr, eines König Karls hohe Tochter,
Mit Anspruch auf die Weltenherrschaft ausgerüstet;
Ich, eines Edelmannes armer Sohn, kaum Ritter noch.
O, leicht wird es, mich zu verderben!
Ein Wort, ein Blick, und in den Abgrund taumelt
Der Verworfne, der es gewagt,
Nach eines König Tochter Herz und Hand zu heben.
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EMMA |
(mit Fassung, ihn tröstend)
Den König kennst du, so wie ich:
Streng ist er, doch auch mild,
Und Pflicht und Ehre sind ihm über Alles teuer.
Zwar würd' er, wenn er jetzt erführe,
Dass während er den Feind bekämpft,
Sich uns're Herzen liebevoll verbunden,
Mit seines Fluches Fülle uns beladen;
Doch hoff' ich Vieles von der Zeit und uns'rem Mute.
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EGINHARD |
Wie? Noch ein Strahl von Hoffnung soll mir lachen?
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EMMA |
Erringe sein Vertrauen:
Du hast schon seine Gunst. Ein weites Feld
Des Ruhmes und der Ehre steht dir offen:
Durchwandl' es kühn um mich;
Die Lieb sei dein Siegspanier.
Und stehst du dann am Ziele, vom Glück
Begünstigt und seines hohen Lohnes wert,
Dann lag zu seinen Füßen
Das Geständnis der Liebe bringen;
Er wird die Tochter nicht verderben,
Weil dem geprüften Freund
Sie Herz und Hand gereicht.
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EGINHARD |
O Emma! Süßes Himmelsbild!
Du gibst mir Muth und neues Leben wieder.
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[N. 2 - Duett] | N
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EGINHARD |
O mög' auf froher Hoffnung Schwingen
Bald unser Glück der Nacht entziehn!
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EMMA |
Zum fernern Ziele laß uns ringen,
Mit reiner Sehnsucht heißem Glühn.
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EGINHARD
O mög' auf froher Hoffnung Schwingen
Bald unser Glück der Nacht entziehn!
|
Zusammen
EMMA
Mit reiner Sehnsucht heißem Glühn.
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EMMA UND EGINHARD
Treue Liebe wahrt die Seele
Sorgend in verschwiegner Brust;
Das Geschick, wie es auch quäle,
Lacht noch dem, der treubewusst.
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| (Ab.) | Emma, Eginhard ->
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Festlicher Prunksaal im Schlosse. | Q
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König Karl, von Roland, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard, Eginhard und mehreren Großen seinem Geleite umgeben, naht in feierlichem Zuge und besteigt einen an der linken Seite errichteten Thron, während ihm von dem eindringenden Volke laute Huldigungen dargebracht werden. Ritter, Damen, Pagen und Trabanten. Letztere tragen die eroberten Trophäen voraus. | |
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Vierte Szene |
König Karl, Roland, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard, Eginhard, Geleite, Ritter, Damen, Pagen, Trabanten, Volke. |
<- König Karl, Roland, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard, Eginhard, Geleite, Ritter, Damen, Pagen, Trabanten, Volke
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[N. 3 - Marsch und Chor] | N
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MÄNNER UND RITTER |
Zu hohen Ruhmespforten
Klimmt er auf schroffem Gleis;
Nicht frönt er schalen Worten,
Die Tat nur ist,
die Tat nur ist sein Preis.
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FRAUEN UND JUNGFRAUEN |
Den Sieger laßt uns schmücken,
Vom frischen Kranz umlaubt!
Mut strahlet aus den Blicken,
Der Lorbeer um das Haupt.
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ALLE |
Zu hohen Ruhmespforten,
usw.
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KÖNIG KARL |
(sich erhebend)
Des Himmels Segen hat der Waffen Glück begünstigt!
Frei stehen wir hier an unsren Grenzen;
Ersticket ist des Feindes tolle Wut,
Verbannt der Schreck des Krieges, darum soll,
Solang mein Zepter friedlich waltet
So hoff' ich es, kein Unheil dieses Land bedrohen.
Doch, daß auch der Erfolg den frommen Willen kröne,
Zieht als Gesandtschaft mit des nächsten Tages Grauen,
Ihr, Roland, Ogier und du, Eginhard...
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| (Eginhard fährt bestürzt zusammen, scheint sich aber in dem Augenblicke wieder zu fassen und verbeugt sich mit den Übrigen.) | |
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KÖNIG KARL |
Mit noch fünf anderen Edlen meines Heeres,
Ins Lager hin des Maurenfürsten.
Den Frieden bietet ihm und nachbarlichen Schutz,
Will er des Glaubens Wahrheit mit uns teilen
Und länger nicht versagen die geraubten Heiligtümer.
(Vom Throne steigend.)
Zieht hin und mit des Ew'gen Hilfe
Vollzieht erfolgreich das Geschäft, wenn ihr
des Sieges Beute erst geteilt.
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[N. 4a - Rezitativ und Chor] | N
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OGIER |
Die Beute laß, o Herr, die Krieger teilen,
Uns lohnet deine Gunst.
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ROLAND |
Ein andrer Wunsch erfüllet mich;
Möcht' ihn mein König hören.
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KÖNIG KARL |
So sprich, er ist gewährt!
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ROLAND |
Wohlan! Ihr Krieger!
Schnell vor des König Thron bringt die Gefangnen!
Mög' deine Gnade nicht in Grimm sich wenden.
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KÖNIG KARL |
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ROLAND |
Du sollst, mein König, hören.
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Während des folgenden Chores werden die gefangenen Mauren gebracht, welche zu des Königs Füßen fallen. Fierrabras befindet sich unter ihnen; er allein bleibt mit verschlungenen Armen stehen, ohne aufzublicken. | <- die gefangenen Mauren, Fierrabras
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MÄNNER, RITTER, FRAUEN UND JUNGFRAUEN |
Des Siegers Lohn,
Der Feinde Zahl,
Vor deinem Thron,
Hier nahn sie all!
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[N. 4b - Ensemble und Chor] | N
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KÖNIG KARL |
Des Krieges Los hat euch mir übergeben,
Doch bang' euch nicht;
Im wilden Sturm der Schlacht selbst
Sei'n der Menschheit Rechte nicht vergessen!
Steht auf! Steht auf!
Zur Heimat kann ich euch nicht senden,
Doch wandle jeder frei in meinem Staat,
Bis segenvoll der Friede wiederkehrt.
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MÄNNER, RITTER, FRAUEN UND JUNGFRAUEN |
Dem Fürsten Heil, der Segen
und milde Eintracht beut!
Es sprießt auf seinen Wegen
Der Lohn der Ewigkeit.
O Heil dem Fürsten,
der milde Eintracht beut.
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[N. 4c - Rezitativ und Erzälung] | N
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KÖNIG KARL |
(nachdem erden noch immer unbeweglich stehenden Fierrabras scharf beobachtet)
Wer bist du, dessen tiefgesenkter Blick die Erde sucht,
Ob Zorn, ob Scham dich leite? Sag an!
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| (Fierrabras macht eine Bewegung des Unwillens.) | |
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KÖNIG KARL |
Auch kühn bist du, wie ich erfahre.
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ROLAND |
Verzeih ihm, Herr! Die Scham...
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KÖNIG KARL |
Macht ihn verwegen;
Doch soll er Rede stehn!
Sag, kühner Fremdling, was bindet deine Sinne?
(scharf)
Gib mir Antwort!
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FIERRABRAS |
Verdammens wertes Schicksal!
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ROLAND |
Lag ihn schweigen,
Ihn quälet sein Geschick.
(erzälend)
Am Rand der Ebne,
Wo sich des Heeres ganze Macht entfaltet,
Drang durch die engen, dichtgeschlognen Reihen
Mit hohem Grimm der Tapfre auf mich ein,
Tod ist sein Blick, Verderben seine Streiche,
Rings Alles weicht;
Da beut er mir den Kampf.
Die Rache glühet auf des Helden Stirne,
Die hoher Jugend Anmut auch erfüllt.
Lang währt der Streif im Angesicht des Heeres,
Das staunend teils und fürchtend uns umgibt,
Bis endlich, übermannt, er mir erliegt.
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| (Zeichen des Unwillens von seiten Fierrabras.) | |
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Gefangen steht er hier, gefangen, doch Held.
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KÖNIG KARL |
Darum ward er besiegt von einem Helden.
(zu Fierrabras, freudig)
Nur Mut! Solch edle Leute fessl' ich nicht.
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ROLAND |
O Herr! Noch weißt du nicht, wen dieser Arm bezwang.
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KÖNIG KARL |
Den Helden acht' ich nur.
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ROLAND |
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KÖNIG KARL |
An meinem Hof erwarte ihn der Friede.
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ROLAND |
Wohlan denn! Fierrabras ist's, den du siehst,
Des Maurenfürsten Sohn.
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KÖNIG KARL |
(nach einigem Bedenken)
Du hast mein Wort,
Ich stell' ihn frei dir in die Siegerarme.
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Fünfte Szene |
Emma naht mit ihren Jungfrauen und überreicht König einen Kranz. |
<- Emma, Jungfrauen
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[N. 4d - Ensemble und Chor] | N
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EMMA |
Der Landestöchter fromme Pflichten
Weihn, Edler, dir die Heldenzier;
Mir ward das Amt, es zu verrichten,
Ich reich' für sie den Kranz nun dir.
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| (König Karl schließt Emma zärtlich in die Arme.) | |
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JUNGFRAUEN |
Vaterhuld und milder Sinn
Schmückt den hohen Helden,
Seiner Tugenden Gewinn
Bleibt der Dank der Welten.
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KÖNIG KARL |
Mir dürft ihr, Gute, diesen Kranz nicht weihen;
Der Held des Tags hat ihn verdient.
(auf Roland zeigend)
Ihm, Roland, ihm, dem Sieger, und dem Heere,
Ihm gebt, ich gönn' sie gern, des Sieges Ehre.
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Die Jungfrauen nahen, Roland läßt sich ehrfurchtsvoll und bescheiden auf ein Knie nieder tie, und empfängt den Kranz. | |
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JUNGFRAUEN |
Dir reichen wir mit Wonne
Den Kranz, du starker Held!
Sei unsers Glückes Sonne
Zum Schutz und Schirm gewählt.
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| |
| (Während Roland den Kranz empfängt, hat der neben ihm stehende Fierrabras Emma erblickt und fährt in einer heftigen Bewegung zurück, doch so, daß es nur von Roland und Emma bemerkt wird. Emma tritt scheu zurück und stellt sich mit ihren Jungfrauen wieder an den Thron ihres Vaters auf | |
| der entgegengesetzten Seite.) | |
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FIERRABRAS |
(unwillkürlich ausrufend)
Ha!
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ROLAND |
| |
FIERRABRAS |
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ROLAND |
Die Prinzessin? Ja! Tochter unsers Herrn.
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FIERRABRAS |
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ROLAND |
Schweig, Rasender! Du bist verloren!
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FIERRABRAS |
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[N. 4e - Quartett mit Chor] | N
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OGIER UND RITTER
Dem Erfolg vertrauen
Wir des Friedens Glück;
Nach des Kampfes Grauen
Kehrt die Ruh' zurück.
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EMMA, EGINHARD
(zueinander)
Eine Nacht voll Grauen
Sieht der trübe Blick,
Einmal laß mich schauen
Noch mein fliehend Glück.
|
Zusammen
FIERRABRAS, ROLAND
Vor der Zukunft grauen
Läßt mich mein/ihn sein Geschick,
Auf den Zufall bauen
Muß ich/er all mein/sein Glück.
|
| |
ROLAND (zu Fierrabras)
Schweigen ziemt dem Munde,
Weil Gefahr hier wacht;
Deines Herzens Wunde
Deck' des Schweigens Nacht.
OGIER, KÖNIG KARL, RITTER
Dem Erfolg vertrauen,
usw.
FIERRABRAS
Schweigen ziemt dem Munde,
Weil Gefahr hier wacht,
Meines Herzens Wunde
Deck' des Schweigens Nacht.
|
Zusammen
EGINHARD (zu Emma)
Vor der Trennungsstunde
Wird im Schutz der Nacht
Dir von meinem Munde
Noch ein Gruß gebracht.
EMMA
Vor der Trennungsstunde
Wird im Schutz der Nacht
Mir von seinem Munde
Noch ein Gruß gebracht.
|
| |
EMMA, EGINHARD, FIERRABRAS, ROLAND |
Zusammen
OGIER, KÖNIG KARL, DIE RITTER |
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OGIER, KÖNIG KARL, RITTER
Dem Erfolg vertrauen,
Wir des Friedens Glück;
Nach des Kampfes Grauen
Kehrt die Ruh' zurück.
FIERRABRAS
Vor der Zukunft grauen
Läßt mich mein,
Auf den Zufall bauen
Muß ich er all mein.
|
Zusammen
EMMA, EGINHARD
Eine Nacht voll Grauen,
Sieht der trübe Blick,
Einmal laß mich schauen
Noch mein fliehend Glück.
ROLAND
Vor der Zukunft grauen
ihn sein Geschick,
Auf den Zufall bauen
Muß ich sein Glück.
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[N. 4f - Marsch und Chor] | N
|
MÄNNER UND RITTER |
Zu hohen Ruhmespforten
Klimmt er auf schroffem Gleis;
Nicht frönt er schalen Worten,
Die Tat nur ist,
die Tat nur ist sein Preis.
| |
FRAUEN UND JUNGFRAUEN |
Den Sieger laßt uns schmücken,
Vom frischen Kranz umlaubt!
Mut strahlet aus den Blicken,
Der Lorbeer um das Haupt.
| |
MÄNNER, RITTER, FRAUEN UND JUNGFRAUEN |
Zu hohen Ruhmespforten,
usw.
| |
| |
| (Während des Chores alle ab, bis auf Roland und Fierrabras.) | König Karl, Emma, Ogier, Olivier, Gui, Richard, Gerard, Eginhard, Geleite, Ritter, Damen, Pagen, Trabanten, Volke, Jungfrauen, die gefangenen Mauren ->
|
|
|
Sechste Szene |
Fierrabras, Roland. |
|
| |
FIERRABRAS |
Wie, dir, dir dank' ich meine Freiheit?
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ROLAND |
Männlich
Hast du gekämpft; nie hab' ich dich besiegt,
Weil nur des Zufalls Macht der Held erliegt.
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FIERRABRAS |
So viele Großmut übst du an dem Feinde!
O, lehr auch mich die Heldentugend üben,
Mit deren Kraft du auch mein Herz gefangen.
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ROLAND |
(ihn umarmend)
Im Siegesglanz soll unsre Freundschaft prangen!
Doch, Sinnloser, sprich, was konnte dich verleiten,
Solch sonderbar Benehmen, selbst in des Königs Gegenwart?
| |
FIERRABRAS |
Unfreundliches Gestirn, das heute jedem Schritt mir folgt!
| |
ROLAND |
Was ist dir? Grundlos nicht war dein Entsetzen.
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FIERRABRAS |
So höre und beklage mich. - Nach meines Vaters Wunsch
Ging ich nach Welschland vor vier Jahren,
Die Schwester führt' ich mit und einen sicheren Begleiter,
der das Vertrauen des Vaters ganz besaß.
Rom sah ich staunend und die heiligen Gebäude,
Und schon wandt' damals sich
Mein Geist dem hohen Glauben zu;
Doch mehr als all das Hohe, Heilige,
Strahlt mir aus einer Jungfrau Blick,
Die dort wie ich, auch fremd, in furstlichem Geleite,
Das hohe Altertum verehrend angestaunt.
Oft sah ich sie, doch mehr auch nicht,
Und als mein Herz in erster Liebe Glut
Sich unverwandt ihr rein und ewig weihte,
Dann...
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ROLAND (einfallend) |
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FIERRABRAS |
War sie dem sehnsuchts vollen Blick entschwunden.
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ROLAND |
(der immer aufmerksamer geworden)
In Rom, sagst du? O Freund, erkläre dich!
Du warst einst dort... mit deiner Schwester...
Vor vier Jahren... ist's nicht so?
O quäl mich länger nicht, schnell gib mir Aufschluß!
| |
FIERRABRAS |
So ist es, ja, und meine Schwester, so wie ich,
Lernt' einen Ritter aus des Fräuleins Zuge kennen;
Doch sie war glücklicher als ich.
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ROLAND |
| |
FIERRABRAS |
Der sie gekannt, geliebt und Gegenliebe fand,
Verschwand zugleich mit meinem hohen Bilde.
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ROLAND |
Du hast ihn nicht gekannt?
| |
FIERRABRAS |
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ROLAND |
Der Ritter, Fierrabras, bin ich. Ihr Himmelsmächte!
So lebt sie noch, auf die ich lang verzichtet!
| |
FIERRABRAS |
Wie? - So muss ich endlich doch
An des Geschickes wunderbare Fügung glauben?
Vernimm es, Roland, und beklage mich:
In dieser Königstochter fand ich auch die Geliebte wieder...
Und der Erinn'rung Glut erwacht' in tiefbewegter Brust.
Mein Entschluß steht!... Von jeder Hoffnung fern
Will ich dem Land, dem Volk doch angehören,
Das meines Lebens höchste Güter mir bewahrt.
(Roland die Hand reicherd.)
Ich bleib'b ei dir und will der finstern Heimat gern entsagen,
So wie selbst hier der Liebe süßem Glück.
Du ziehe hin in meines Vaters Reich,
Dir ist's vergönnt, in meiner Schwester
Wieder die Geliebte dort zu finden.
Hast du des Friedens Werk ruhmwürdig erst vollbracht,
Dann magst du deines Glücks
An ihrer Seite dich erfreuen.
Ich bin gefasst, des Schicksals ärgsten Sturm zu tragen.
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ROLAND |
Gefahrvoll ist dein Stand, doch fasse Mut
Und schweige, bis ich wiederkehre;
Auf meine Hilfe kannst du tätig zahlen.
Nun bleibt mein Rat: dich männlich klug zu fassen,
Du siehst, es zürnt nicht immer das Geschick.
Der Edle darf dem Glück sich überlassen,
Es kehrt oft spät, doch stets versöhnt zurück.
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| |
[N. 5 - Duett] | N
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FIERRABRAS UND ROLAND
Laß uns mutvoll hoffen,
Wandeln auf der Bahn,
Die, dem Dulder offen,
Uns sich aufgetan.
In bescheidnen Blüten
Prangt des Lebens Kranz,
Nach des Sturmes Wüten
Lacht der Sonne Glanz.
Laß uns mutvoll hoffen, usw.
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| |
| (Beide ab.) | Fierrabras, Roland ->
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| | |
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Garten mit einem hellerleuchteten Flügel des Schlosses. | Q
(kein)
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Nacht. | |
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Siebte Szene |
Eginhard kommt tiefsinnig; nachdem er wahrend des Ritornells durch längere Zeit umhergespäht, singt er zu einer Laute. |
<- Eginhard
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[N. 6а - Romanze (Duett)] | N
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|
EGINHARD
Der Abend sinkt auf stiller Flur,
Es soll der Treue scheiden!
Ach! Erst vernimm der Liebe Schwur,
Muß er sein Glück schon meiden.
Sein Herz erbebt im Schlachtgetos,
Die Träne schwimmt im Blicke,
Sein herb Geschick, es reißt ihn los
Vom kaum gefühlten Glücke.
| S
(♦)
(♦)
|
| <- Emma
|
EMMA |
(welche auf dem Balkon sichtbar geworden)
Doch kehrt er heim im Siegesglanz,
Dann naht der Tag der Weihe.
Der Liebe und des Ruhmes Kranz
Reicht ihm die Hand der Treue.
| |
EMMA UND EGINHARD |
Der Liebe und des Ruhmes Kranz
Reicht ihm die Hand der Treue.
| |
| |
| (Emma verschwindet vom Balkon. Die Türe des Schlosses öffnet sich und wird schnell wieder geschlossen, nachdem Eginhard eingetreten.) | Emma, Eginhard ->
|
| |
[N. 6b - Rezitativ und Arie] | N
|
| (Fierrabras kommt von der entgegengesetzten Seite, mit gesenktem Haupte und verschlungenen Armen.) | <- Fierrabras
|
| |
FIERRABRAS |
(bleibt plötzlich stehen)
Was quälst du mich, o Mißgeschick!
Will der Gedanke mich nicht fliehen?
Ich sauge Lust aus ihrem Blick.
Hinweg! Ach, mächtig fühl' ich's glühen!
| |
| |
|
In tiefbewegter Brust
Regt sich ein leises Sehnen,
Kaum meiner selbst bewusst,
Darf ich dies Glück nicht wähnen.
O schweig, betrognes Herz!
Verstummt, vergebne Klagen!
Dem Manne ziemt nicht Schmerz,
Er muss mit Fassung tragen.
In tiefbewegter Brust,
usw.
| |
| |
| (Bewegung im Schlosse, die Fenster werden bald mehr, bald weniger erleuchtet.) | |
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[N. 6с - Ensemble und Chor] | N
|
FIERRABRAS |
Doch horch! Was regt sich noch in stiller Nacht?
Des Flügels Fenster sind erleuchtet.
Bald mit leisem Murren,
Bald mit wildem Lärm.
| |
MÄNNER
(von innen, erst entfernt, dann immer näher)
Wo ist sie? Wo ist sie?
Schnell verschwunden ist jede Spur!
|
Zusammen
FIERRABRAS |
| |
| |
FIERRABRAS |
Was mag das sein?
Mit Vorsicht will ich das Ende erwarten.
(tritt seitwärts)
| |
| |
MÄNNER |
Ohne Weilen verfolgt die Spuren.
Schnell verschwunden ist jede Spur!
Wo ist sie? Wo ist sie?
Schnell verschwunden ist jede Spur!
| |
|
|
Achte Szene |
Die Pforte des Schlosses öffnet sich plötzlich. Emma geleitet Eginhard und bedeckt ihn im Fliehen mit ihrem Schleier. Emma, Eginhard, Fierrabras. |
<- Emma, Eginhard
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EMMA, EGINHARD |
Angst und Schrecken
Tief erfassen,
Dumpf bedecken sie die Brust.
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MÄNNER
Ohn' Verweilen
Verfolgt die Spuren.
Schnell verschwunden ist jede Spur.
|
Zusammen
EMMA, EGINHARD
Angst und Schrecken
Tief erfassen,
Dumpf bedecken sie die Brust.
Flucht nur rettet,
Der verspätet schuldbewusst.
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| |
| |
| (Eginhard will auf der entgegengesetzten Seite entfliehen, wo er auf Fierrabras stößt. Emma steht vor Scbreck wie an den Boden gewurzelt.) | |
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[N. 6d - Terzett] | N
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FIERRABRAS |
Ha, hier waltet ein Verrat!
(zu Eginhard)
So schnell nicht, als ihr wähnet!
| |
EGINHARD |
| |
EMMA |
| |
FIERRABRAS |
Wer ihr auch seid,
Die ihr des Hauses Ehre höhnet,
Zur Rache seht mich hier bereit!
| |
EMMA |
| |
FIERRABRAS |
(Eginhard anhaltend)
Götter! Emma!
| |
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EGINHARD |
| |
FIERRABRAS |
(ihn erkennend)
Wie, auch du?
| |
FIERRABRAS
Was muss ich sehn! Weh mir!
EGINHARD |
Zusammen
EMMA |
| |
| |
FIERRABRAS
Der Rache Glut ersticket in mir,
In mir des Mitleids Drang:
Er ist's, den sie beglücket,
Wie hart, wie hart ist dieser Zwang!
|
Zusammen
EGINHARD UND EMMA
Wie er verworren blicket,
Kaum birgt, kaum birgt er seinen Zwang.
Die Schuld, die mich bedrücket,
Erfüllt das Herz so bang.
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EMMA |
| |
EGINHARD
(zu Fierrabras, ans Schwert greifend)
Durch deine Brust bahn' ich den Weg!
|
Zusammen
EMMA
O, schütze, schütze, rette, rette!
|
| |
| |
FIERRABRAS |
(nach einer Pause, während eines sichbar innerem Kampf zu Eginhard, entschlossen)
So flieh, so flieh!
Glüht schon in mir die Rache,
Und brauchst du meinen Arm,
Gern biet' ich ihn.
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EMMA, EGINHARD |
Hab' Dank, du Retter in Gefahr!
| |
| |
|
EMMA, EGINHARD, FIERRABRAS
Leb' wohl, leb' wohl,
Dich des Himmels Schutz bewahren!
Leb' wohl, leb' wohl,
Mög' dich des Himmels Schutz bewahren!
Leb' wohl!
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| (Eginhard entflieht.) | Eginhard ->
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Neunte Szene |
Emma, Fierrabras |
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[N. 6е - Rezitativ] | N
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FIERRABRAS |
Nun fasset Mut! So sehr mein Herz auch bebt,
Kämpf' ich mit Pflicht und mein bewusstsein siegt.
(in merklicher Bewegung zu Emma)
Wollt Ihr mir folgen, hohe Königstochter,
Ich führ' euch bald an eures Vaters Brust.
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EMMA |
(erschrickt)
Nein, nimmermehr!
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EMMA |
O schone, ach erbarme!
Daß schnell dein Herz erwarme,
Sieh meiner Tränen Flut!
Lass nichts den Vater wissen,
Den Frevel würd' ich büßen
Mit des Geliebten Blut.
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FIERRABRAS |
Ja, zähle auf mein Schweigen!
Der Not will ich mich beugen
Mit männlich festem Mut.
Ja, zähle auf mein Schweigen!
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| (Fierrabras faßt Emma an der Hand, um sie in das Schloß zu geleiten; wie sie an der Pforte sind, tritt der König mit Gefolge aus derselben. Fierrabras und Emma beben.) | |
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Zehnte Szene |
Vorige, König Karl, Gefolge |
<- König Karl, Gefolge
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[N. 6f - Rezitativ, Terzett und Ensemble] | N
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EMMA UND FIERRABRAS |
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KÖNIG KARL |
Wie? Emma hier? An des Barbaren Arm?
(zu Fierrabras)
So achtest du des Gastrechts heil'ge Sitten?
Verführer!
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FIERRABRAS |
Nein, zu viel! So wisset...
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KÖNIG KARL |
Ich weiß genug, dich zu verachten!
(zum Gefolge)
Eginhard!
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| (Einige aus dem Gefolge entfernen sich, um Eginhard zu holen.) | |
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EMMA UND FIERRABRAS |
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EMMA UND FIERRABRAS
Das Blut fühl' ich erstarren
Im Kampf mit Lieb' und Pflicht;
Wird er die Schuld gewahren,
Trifft uns/sie sein Strafgericht.
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Zusammen
KÖNIG KARL
Mit Strenge zu verfahren
Gebeut mir Vaterpflicht;
In Haft muss ich ihn wahren,
Der so Verträge bricht.
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Elfte Szene |
Indem Eginhard aufgetreten, bebt er unwillkürlieh zurück und bleibt bis zum Schluß ängstlich und sichtbar betroffen. Vorige, Eginhard. |
<- Eginhard
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KÖNIG KARL |
Dich rief ich, Eginhard, den einzig Treuen,
Der meines Hauses Ehre stets bewacht.
In deine Hände stell' ich den Verräter,
Dass er den Frevel büß' in Kerkers Nacht!
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EGINHARD |
Was ist geschehn?
Weh mir!
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KÖNIG KARL |
Wohl wirst du staunen:
An Emma wagt' der Kühne sich vermessen,
Entführte mit Gewalt sie meinem Arm.
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EGINHARD |
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KÖNIG KARL |
Mit Grund ist, Edler, dein Entsetzen,
Drum fort mit ihm!
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EGINHARD (für sich) |
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KÖNIG KARL |
Kein Mitleid!
Solch frevle Tat verdienet solchen Lohn.
Du zauderst? Fort! fort!
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EGINHARD |
(nach kurzem Kampfe zu des Königs Füssen)
O Herr, vergib!
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EMMA UND FIERRABRAS |
Zusammen
KÖNIG KARL |
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KÖNIG KARL |
(mit einem Wink auf sein Gefolge)
Ihr haftet mir für ihn.
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| (Während man sich Fierrabras bemächtigt, welcher beinahe besinnungslos mit sich verfahren lässt, und Emma und Eginhard vor Angst und Screcken überwältigt scheinen, tönt ein Tropetenstoss worauf alle aufmerksam werden.) | |
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KÖNIG KARL
Du hörst dies Zeichen, Eginhard,
Bald will es tagen,
An euer Werk ermahnt der frühe Ruf;
Drum eile, dich den Freunden zu gesellen,
Dass ihr die Friedenssendung klug vollbringt.
Eile, dich den Freunden zu gesellen,
Dass ihr die Friedenssendung klug vollbringt.
(auf Fierrabras deutend)
Für meinen Zorn bleib' er indes verwahrt.
Was er verbrach an meines Hauses Ehre,
Erheischt, dass es der Strafe Last vermehre.
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Während des folgenden Chores kommen bei allmähligem Tagesanbruch mit Ritter und Krieger, welche zum Gesandtschaftszuge gehören. Sie führen eine weiße Fahne, eine Palme und mehrere Symbole des Friedens. | <- Ritter und Krieger
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[N. 6g - Quartett mit Chor] | N
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RITTER UND KRIEGER
Fort zum Siegesreigen
Auf sein Machtgeheiss!
Eures Ruhmes Zeugen
Bringt des Friedens Preis.
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EMMA, EGINHARD, FIERRABRAS
Dulden nur und Schweigen
Ziemt um solchen Preis,
Und kein Blick darf zeigen
Was die Seele weiss.
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Zusammen
KÖNIG KARL
Ernst und Strenge zeigen
Ist mir Pflichtgeheiß,
Vor des Frevels Zeugen
Werd' der Schmach er Preis.
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RITTER UND KRIEGERS
Fort zum Siegesreigen,
Auf sein Machtgeheig!
Eures Ruhmes Zeugen
Bringt des Friedens Preis.
KÖNIG KARL
Ernst und Strenge zeigen
Ist mir Pflichtgeheiß,
Vor des Frevels Zeugen
Werd' der Schmach er Preis.
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Zusammen
EMMA, EGINHARD, FIERRABRAS
Dulden nur und Schweigen
Ziemt um solchen Preis,
Und kein Blick darf zeigen
Was die Seele weiss.
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Der Vorhang fällt. | |
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