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Erste Szene |
Mariens Stube. Vormittag, Sonnenschein. Marie, ihr Kind auf dem Schoss, hält ein Stückchen Spiegel in der Hand und besieht sich darin. |
Q
Marie, Mariens Knabe
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MARIE |
Was die Steine glänzen?
Was sind's für welche?
Was hat er gesagt?
(überlegt; zu ihrem Buben, der sich bewegt hat)
Schlaf, Bub! Drück die Augen zu...
(Das Kind versteckt die Augen hinter den Händen.)
Fest. Noch fester!
Bleib so!
(Das Kind bewegt sich wieder.)
Still, oder er holt Dich!
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| (mit verstellt unheimchen, aber gleichzeitig mit keckem, fast ausgelassenem Ausdruck) | |
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Mädel, mach's Lädel zu!
's kommt ein Zigeunerbu',
Führt Dich an seiner Hand
Fort ins Zigeunerland.
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| (Das Kind hat, in höchster Angst, seinen Kopf in den Falten des Kleides seiner Mutter verborgen, wo es ganz still hält. Marie besieht sich wieder im Spiegel.) | |
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's ist gewiss Gold.
Unsereins hat nur ein Eckchen in der Welt
und ein Stückchen Spiegel.
(ausbrechend)
Und doch hab' ich einen so roten Mund,
als die grossen Madamen mit ihren Spiegeln von oben bis unten
und ihren schönen Herrn, die ihnen die Hände küssen;
aber ich bin nur ein armes Weibsbild!
(Das Kind richtet sich auf; Marie ärgerlich.)
Still! Bub! Die Augen zu!
(blinkt mit dem Spiegel)
Das Schlafengelchen; wie's an der Wand läuft.
(Das Kind gehorcht nicht; Marie fast zornig.)
Mach die Augen zu!
Oder es sieht Dir hinein, dass Du blind wirst...
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Wozzeck tritt herein, hinter Marie. Marie, die regungslos, wie das eingeschüchterte Kind, die Wirkung ihres Spiels mit dem Spiegel abwartet, sieht Wozzeck anfangs nicht. Plötzlich fährt sie auf, mit den Händen nach den Ohren. | <- Wozzeck
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WOZZECK |
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MARIE |
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WOZZECK
Unter Deinen Fingern glänzt's ja.
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Zusammen
MARIE |
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MARIE |
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WOZZECK |
(schaut das Ohrringlein prüfend an)
Ich hab so was noch nicht gefunden,
(etwas drohend)
zwei auf einmal.
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MARIE |
Bin ich ein schlecht Mensch?
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WOZZECK |
(beschwichtigend)
's ist gut, Marie! 's ist gut.
(wendet sich zum Buben)
Was der Bub immer schläft!
Greif ihm unter's Ärmchen, der Stuhl drückt ihn.
Die hellen Tropfen stehn ihm auf der Stirn...
Nichts als Arbeit unter der Sonne,
sogar Schweiss im Schlaf.
Wir arme Leut!
(in ganz verändertem Ton)
Da ist wieder Geld, Marie,
(zählt es ihr in die Hand)
die Löhnung und was vom Hauptmann und vom Doktor.
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MARIE |
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WOZZECK |
Ich muss fort, Marie... Adies!
(Wozzeck ab)
| Wozzeck ->
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MARIE |
(allein)
Ich bin doch ein schlecht Mensch.
Ich könnt mich erstechen.
Ach! was Welt!
Geht doch Alles zum Teufel:
Mann und Weib und Kind!
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Orcherster-Nachspiel. | |
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Zweite Szene |
Strasse in der Stadt. Tag. Der Hauptmann und der Doktor begegnen sich. |
Q
(kein)
<- Hauptmann, Doktor
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HAUPTMANN |
(schon aus der Entfernung)
Wohin so eilig, geehrtester Herr Sargnagel?
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DOKTOR |
(sehr pressiert)
Wohin so langsam, geehrtester Herr Exercizengel?
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HAUPTMANN |
Nehmen Sie sich Zeit
(will den Doktor, der rasch weitergeht, einholen)
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DOKTOR |
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HAUPTMANN |
Laufen Sie nicht so! Uff!
(schöpft tief und geräuschvoll Atem)
Laufen Sie nicht! Ein guter Mensch geht nicht so schnell.
Ein guter Mensch...
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DOKTOR |
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HAUPTMANN |
Ein guter... Sie hetzen sich ja hinter dem Tod d'rein!
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DOKTOR |
(im Gehen etwas einhaltend, so dass ihn der Hauptmann einholt, ärgerlich)
Ich kann meine Zeit nicht stehlen.
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HAUPTMANN |
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DOKTOR |
Pressiert, pressiert, pressiert!
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HAUPTMANN |
(erwischt den Doktor einigemale am Rock)
Aber rennen Sie nicht so, Herr Sargnagel! Sie schleifen
ja Ihre Beine auf dem Pflaster ab.
(hält den Doktor endlich fest; zwischen den einzelnen Worten tief keuchend)
Erlauben Sie, dass ich ein Menschenleben
(sich langsam beruhigend
rette.
(tiefer Atemzug)
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DOKTOR |
(langsam weitergehend, entschliesst sich, dem Hauptmann Gehör zu schenken)
Frau, in vier Wochen tot!
(bleibt wieder stehen, geheimnisvoll)
Cancer uteri. Habe schon zwanzig solche Patienten gehabt
(will weitergehen)
In vier Wochen...
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HAUPTMANN |
Doktor, erschrecken Sie mich nicht! Es sind schon Leute
am Schreck gestorben, am puren hellen Schreck!
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DOKTOR |
In vier Wochen! Gibt ein intressantes Präparat.
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HAUPTMANN |
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DOKTOR |
(ganz stehenbleibend, kaltblütig den Hauptmann prüfend)
Und Sie selbst! Hm! Aufgedunsen, fett, dicker Hals,
apoplektische Konstitution! Ja, Herr Hauptmann,
(geheimnisvoll)
Sie können eine Apoplexia cerebri kriegen; Sie können sie
aber vielleicht nur auf der einen Seite bekommen. Ja! Sie
können nur auf der einen Seite gelähmt werden,
(wieder sehr geheimnisvoll)
oder im besten Fall nur unten!
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HAUPTMANN |
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DOKTOR |
(überströmend, begeistert)
Ja! Das sind so ungefähr
Ihre Aussichten auf die nächsten vier Wochen!
Übrigens kann ich Sie versichern,
dass Sie einen von den intressanten Fällen abgeben werden,
und wenn Gott will, dass ihre Zunge zum Teil gelähmt wird,
so machen wir die unsterblichsten Experimente.
(will mit rascher Wendung enteilen, Hauptmann langt schnell nach dem Doktor und hält ihn fest)
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HAUPTMANN |
Halt, Doktor! Ich lasse Sie nicht! Sargnagel! Totenfreund!
In vier Wochen?
(schon ganz atemlos)
Es sind schon Leute am puren Schreck... Doktor!
(hustet vor Aufregung und Anstrengung. Doktor klopft dem Hauptmann auf den Rücken, um ihm das Husten zu erleichtern, Hauptmann gerührt)
Ich sehe schon die Leute mit den Sacktüchern vor den Augen.
(immer gerührter)
Aber sie werden sagen: "Er war ein guter Mensch,
ein guter Mensch."
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Wozzeck geht rasch verbei, salutiert. Der Doktor, der peinlich berührt ist und abzulenken sucht, sieht Wozzeck. | <- Wozzeck
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DOKTOR |
He, Wozzeck!
(Wozzeck bleibt stehen)
Was hetzt Er sich so an uns vorbei?
(Wozzeck salutiert und will wieder gehen)
Bleib Er doch, Wozzeck!
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| (Wozzeck bleibt schliesslich stehen und kommt langsam zurück.) | |
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HAUPTMANN |
(wieder gefasst, zu Wozzeck)
Er läuft ja wie ein offenes Rasiermesser durch die Welt,
man schneidet sich an Ihm!
(betrachtet Wozzeck näher, der stumm und ernst dasteht. Wendet sich daher - etwas beschämt - zum Doktor. Mit Anspielung auf dessen Vollbart)
Er läuft, als hätt' er die Vollbärte aller Universitäten
zu rasieren, und würde gehängt,
so lang noch ein letztes Haar...
Ja richtig,
(pfeift)
die langen Bärte... was wollte ich doch sagen?
(nachsinnend, hie und da in Gedanken pfeifend)
die langen Bärte...
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DOKTOR |
(zitierend)
"Ein langer Bart unter dem Kinn"... hm!...
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DOKTOR
Schon Plinius spricht davon.
(Hauptmann kommt durch die Anspielung des Doktors darauf und schlägt sich auf die Stirn)
Man muss ihn den Soldaten abgewöhnen...
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Zusammen
HAUPTMANN
(sehr bedeutsam)
Ha! Ich hab's...
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HAUPTMANN |
...die langen Bärte! Was ist's, Wozzeck?
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| (Doktor hört von hier an belustigt dem Hauptmann zu und summt hie und da sein Thema, indern er mit seinem Spazierstock, gleich einem Tambourstab, den Takt dazu markiert) | |
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HAUPTMANN |
Hat Er nicht ein Haar aus einem Bart in seiner Schüssel
gefunden? Haha! Er versteht mich doch? Ein Haar von
einem Menschen, vom Bart eines Sappeurs, oder eines
Unteroffiziers, oder eines Tambourmajors.
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DOKTOR |
He, Wozzeck? Aber Er hat doch ein braves Weib?
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WOZZECK |
Was wollen Sie damit sagen, Herr Doktor,
und Sie, Herr Hauptmann?!
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HAUPTMANN |
Was der Kerl für ein Gesicht macht! Nun!
Wenn auch nicht grad in der Suppe, aber wenn Er sich eilt
und um die Ecke läuft, so kann Er vielleicht noch
auf einem Paar Lippen eins finden! Ein Haar nämlich!
Übrigens, ein Paar Lippen! Oh, ich habe auch einmal
die Liebe gefühlt!
(in ganz verändertem Ton)
Aber, Kerl, Er ist ja kreideweiss!
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WOZZECK |
Herr Hauptmann, ich bin ein armer Teufel!
Hab' sonst nichts auf dieser Welt!
Herr Hauptmann, wenn Sie Spass machen...
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HAUPTMANN |
(auffahrend)
Spass? Ich? Dass Dich der...
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WOZZECK
Herr Hauptmann,
die Erd' ist Manchem höllenheiss...
die Hölle ist kalt dagegen.
Herr... Herr Hauptmann...
(entreisst seine Hand dem Doktor)
(vor sich hin, aber mit Steigerung)
Es ist viel möglich...
Der Mensch... Es ist viel möglich...
DOKTOR
Den Puls, Wozzeck!
(ergreift Wozzecks Puls)
Klein... hart... arhythmisch.
(betrachtet Wozzeck prüfend)
Gesichtsmuskein starr, gespannt,
Augen stier.
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Zusammen
HAUPTMANN
Spass! Kerl?
Kerl, will Er sich erschiessen?
Er sticht mich ja mit seinen Augen!
Ich mein's gut mit Ihm,
weil Er ein guter Mensch ist, Wozzeck,
(gerührt)
ein guter Mensch!
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WOZZECK |
Gott im Himmel!
Man könnte Lust bekommen,
sich aufzuhängen!
Dann wüsste man, woran man ist!
(stürzt, ohne zu grüssen, davon)
| Wozzeck ->
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HAUPTMANN |
(blickt Wozzeck betreten nach)
Wie der Kerl läuft und sein Schatten hinterdrein!
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DOKTOR |
Er ist ein Phänomen, dieser Wozzeck!
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HAUPTMANN |
Mir wird ganz schwindlich vor dem Menschen!
Und wie verzweifelt! Das hab' ich nicht gern!
(Der Doktor an, der einen neuen Gefühlsausbruch befürchtet und sich bei diesem Wort des Hauptmanns, als besänne er sich der Eile zu Anfang der Szene, in Bewegung setzt. Hauptmann schon in Abgehen.)
Ein guter Mensch ist dankbar gegen Gott;
ein guter Mensch hat auch keine Courage!
(mit Beziehung auf Wozzeck)
Nur ein Hundsfott hat Courage!
(schliesst sich dem Doktor an)
Nur ein Hundsfott!...
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| Hauptmann, Doktor ->
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HAUPTMANN |
(hinter der Szene)
Hundsfott...
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Der Vorhang fällt. | |
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Überleitende Takte und Kammerorchester-Einleitung. | |
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Dritte Szene |
Gasse vor Mariens Wohnungstür. Trüber Tag. Marie steht vor ihrer Tür. |
Q
Marie
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Wozzeck kommt auf dem Gehsteig rasch auf sie zu. | <- Wozzeck
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MARIE |
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WOZZECK |
(sieht sie starr an und schüttelt den Kopf)
Ich seh' nichts, ich seh' nichts. O, man müsst's
seh'n, man müsst's greifen können mit den Fäusten!
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MARIE |
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WOZZECK |
Bist Du's noch, Marie?! Eine Sünde, so dick und breit.
Das müsst' stinken, dass man die Engel zum Himmel
hinausräuchern könnt'. Aber Du hast einen roten Mund,
einen roten Mund... keine Blase drauf?
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MARIE |
Du bist hirnwütig, Franz, ich fürcht' mich...
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WOZZECK |
Du bist schön "wie die Sünde". Aber kann die Todsünde
so schön sein, Marie?
(zeigt plötzlich auf eine Stelle vor der Tür, auffahrend)
Da! Hat er da gestanden,
(in Positur)
so, so?
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MARIE |
Ich kann den Leuten die Gasse nicht verbieten.
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WOZZECK |
Teufel! Hat er da gestanden?
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MARIE |
Dieweil der Tag lang und die Welt alt ist, können viele
Menschen an einem Platze stehn, einer nach dem andern.
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WOZZECK |
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MARIE |
Man kann viel sehn, wenn man zwei Augen hat und wenn man
nicht blind ist und wenn die Sonne scheint.
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WOZZECK |
(der sich immer weniger beherrschen kann, ausbrechend)
Du bei ihm!
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MARIE |
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WOZZECK |
(geht auf sie los, schreien)
Mensch!
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MARIE |
Rühr' mich nicht an!
(Wozzeck lässt langsam die erhobene Hand sinken)
Lieber ein Messer in den Leib, als eine Hand auf mich.
Mein Vater hat's nicht gewagt, wie ich zehn Jahr alt war...
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| (ins Haus ab) | Marie ->
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WOZZECK |
(sieht ihr starr nach)
"Lieber ein Messer"...
(scheu flüsternd)
Der Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt Einem, wenn man hinunterschaut
(im Abgehen)
mich schwindelt...
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Leere Bühne. | Wozzeck ->
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Der Vorhang langsam zu. | |
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Überleitende Takte und Orchester-Vorspiel (Ländler). | |
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Vierte Szene |
Wirtshausgarten. Spät abends. Die Wirtshausmusik auf der Bühne beendet soeben den Ländlek des Orchester-Vorspiels. Burschen, Soldaten und Mägde auf dem Tanzboden, teils tanzend, teil zusehend. |
Q
Burschen, Soldaten, Mägde, Andres, Erster Handwerksbursche, Zweter Handwerksbursche
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ERSTER HANDWERKSBURSCHE |
Ich hab' ein Hemdlein an, das ist nicht mein.
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ZWETER HANDWERKSBURSCHE |
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ERSTER HANDWERKSBURSCHE |
Und meine Seele stinkt nach Branntewein.
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| (Die Burschen, Soldaten und Mägde verlassen gemächlich den Tanzboden und sammeln sich in Gruppen. Eine Gruppe um die zwei betrunkenen Handwerksburschen.) | |
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ERSTER HANDWERKSBURSCHE |
Meine Seele, meine unsterbliche Seele,
stinket nach Branntewein!
Sie stinket, und ich weiss nicht, warum?
Warum ist die Welt so traurig?
Selbst das Geld geht in Verwesung über!
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ZWETER HANDWERKSBURSCHE |
Vergiss mein nicht! Bruder! Freundschaft!
(umarmt ihn)
Warum ist die Welt so schön!
Ich wollt', unsre Nasen wären zwei Bouteillen,
und wir könnten sie uns einander in den Hals giessen.
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ERSTER HANDWERKSBURSCHE
Meine Seele, meine unsterbliche Seele stinket!
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Zusammen
ZWETER HANDWERKSBURSCHE
Die ganze Welt ist rosenrot!
Branntwein, das ist mein Leben!
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ERSTER HANDWERKSBURSCHE |
Oh! Das ist traurig, traurig, traurig, trau...
(schläft ein)
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Burschen, Soldaten und Mägde begeben sich wieder auf den Tanzboden und beginnen zu tanzen. Unter ihnen Marie und der Tambourmajor. | <- Marie, Tambourmajor
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Wozzeck tritt hastig auf, sieht Marie, die mit dem Tarnbourmajor vorbeitanzt. | <- Wozzeck
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WOZZECK |
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MARIE |
(im Vorbeitanzen)
Immerzu, immerzu!
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WOZZECK |
(immer gesprochen)
Immer zu, immer zu!
(sinkt auf eine Bank in der Nähe des Tanzbodens. Vor sich hin)
Dreht Euch! Wälzt Euch!
Warum löscht Gott die Sonne nicht aus?...
Alles wälzt sich in Unzucht übereinander:
Mann und Weib, Mensch und Vieh!
(sieht wieder auf den Tanzboden hin)
Weib! Weib!
Das Weib ist heiss!
ist heiss! heiss!
(fährt heftig auf)
Wie er an ihr herumgreift!
An ihrem Leib! Und sie lacht dazu!
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MARIE |
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TAMBOURMAJOR |
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WOZZECK |
(gerät in immer grössere Aufregung)
Verdammt!
(kann schliesslich nicht mehr an sich halten und will auf den Tanzboden stürzen)
Ich...
(Unterlässt es aber, da der Tanz beendet ist. Er setzt sich wieder.)
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BURSCHEN, SOLDATEN |
Ein Jäger aus der Pfalz
Ritt einst durch einen grünen Wald!
Halli, Hallo, Halli, Hallo!
Ja lustig ist die Jägerei. Halli!
Allhie auf grüner
Haid! Halli, Hallo! Halli, Hallo!
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| (Andres die Gitarre ergreifend, spielt sich als Dirigent des Chores auf und gibt ein Ritardando, so dass er in den verklingenden Akkord des Chores einsetzen kann.) | |
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ANDRES |
(leiernd)
O Tochter, liebe Tochter,
Was hast Du gedenkt,
Dass Du Dich an die Kutscher
Und die Fuhrknecht hast gehängt?
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BURSCHEN, SOLDATEN
Ja lustig ist die Jägerei,
Allhie auf grüner Haid!
Halli, Hallo! Halli, Hallo!
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Zusammen
ANDRES |
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| (Andres gibt die Gitarre dem Spieler von der Wirtshausmusik zurück und wendet sich zum Wozzeck) | |
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WOZZECK |
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ANDRES |
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WOZZECK |
So? Ich meint', es müsst später sein! Die Zeit wird
Einem lang bei der Kurzweil...
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ANDRES |
Was sitzest Du da vor der Tür?
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WOZZECK |
Ich sitz' gut da. Es sind manche Leut' nah an der Tür
und wissen's nicht, bis man sie zur Tür hinausträgt,
die Füss' voran!
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ANDRES |
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WOZZECK |
Gut sitz' ich, und im kühlen Grab, da lieg' ich dann
noch besser...
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ANDRES |
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WOZZECK |
Nein, leider, bring's nit z'sam,
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| (Andres, gelangweilt und mit den Gedanken schon mehr beim Tanz, wendet sich pfeifend von Wozzeck ab. Der erste Handwerksbursche, der inzwischen aufgewacht ist, steigt auf einen Tisch und beginnt, von der Wirtshausmusik auf der Bühne melodramatisch begleitet, zu predigen.) | |
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ERSTER HANDWERKSBURSCHE |
Jedoch, wenn ein Wanderer,
der gelehnt steht an dem Strom der Zeit,
oder aber sich die göttliche Weisheit vergegenwärtigt
und fraget: Warum ist der Mensch?
(mit Pathos)
Aber wahrlich, geliebte Zuhörer, ich sage Euch:
(verzückt)
Es ist gut so!
Denn von was hätten der Landmann,
der Fassbinder, der Schneider, der Arzt leben sollen,
wenn Gott den Menschen nicht geschaffen hätte?
Von was hätte der Schneider leben sollen,
wenn Er nicht dem Menschen die Empfindung
der Schamhaftigkeit eingepflanzt hätte?
Von was der Soldat und der Wirt,
wenn Er ihn nicht mit dem Bedürfnis des Totschiessens
und der Feuchtigkeit ausgerüstet hätte?
Darum, Geliebteste, zweifelt nicht;
denn es ist Alles lieblich und fein...
Aber alles Irdische ist eitel;
selbst das Geld geht in Verwesung über...
Und meine Seele stinkt nach Branntewein.
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| (Allgemeines Gejohle! Der Redner wird umringt und von einem Teil der Burschen abgeführt. Die Übrigen begeben sich singend teils zum Tanzboden, teils zu den Tischen im Hintergrund.) | |
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BURSCHEN, SOLDATEN |
Ja lustig ist die Jägerei.
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ANDRES |
O Tochter, liebe Tochter!
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Der Narr taucht plötzlich auf und nähert sich Wozzeck, der, teilnahmslos an den Vorgängen, auf der Bank vorn gesessen hat. Der Narr drängt sich an Wozzeck heran. Die Instrumentalisten der Wirtshausmusik beginnen ihre Instrumente zu stimmen. | <- Narr
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NARR |
Lustig, lustig...
(Wozzeck beachtet den Narren anfangs nicht.)
...aber es riecht...
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WOZZECK |
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NARR |
Ich riech, ich riech Blut!
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WOZZECK |
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| (Die Burschen, Mägde und Soldaten, unter ihnen Marie und der Tambourrnajor, beginnen wieder zu tanzen.) | |
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WOZZECK |
Mir wird rot vor den Augen.
Mir ist, als wälzten
sie sich alle übereinander...
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Orchester-Nachspiel. | |
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Fünfte Szene |
Wachstube in der Kaserne. Nachts. Wortloster Chor der schlafenden Soldaten, anfangs bei geschlossenem Vorhang. Andres liegt mit Wozzeck auf einer Pritsche und schläft. |
Q
Wozzeck, Andres, Ein Soldat, Soldaten
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WOZZECK |
(stöhnt im Schlaf)
Oh! oh!
(auffahrend)
Andres! Andres! Ich kann nicht schlafen.
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| (Bei den Worten Wozzecks werden die schlafenden Soldaten unruhig, ohne aber aufzuwachen.) | |
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Wenn ich die Augen zumach',
dann seh' ich sie doch immer,
und ich hör' die Geigen immerzu, immerzu.
Und dann spricht's aus der Wand heraus...
Hörst Du nix, Andres? Wie das geigt und springt?
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ANDRES |
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WOZZECK |
Und dazwischen blitzt es immer vor den Augen wie ein Messer,
wie ein breites Messer!
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ANDRES |
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WOZZECK |
Mein Herr und Gott,
(betet)
"und führe uns nicht in Versuchung, Amen!"
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| (Wortloser Gesang der schlafenden Soldaten.) | |
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Tambourmajor poltert, stark angeheitert, herein. | <- Tambourmajor
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TAMBOURMAJOR |
Ich bin ein Mann! Ich hab' ein Weibsbild,
ich sag' Ihm, ein Weibsbild!
Zur Zucht von Tarnbourmajors!
Ein Busen und Schenkel! und alles fest.
Die Augen wie glühende Kohlen.
Kurzum ein Weibsbild, ich sag' Ihm...
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ANDRES |
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TAMBOURMAJOR |
Frag' Er den Wozzeck da!
(zieht eine Schnapsflasche aus der Tasche, trinkt daraus und hält sie dem Wozzeck hin)
Da, Kerl, sauf'! Ich wollt', die Welt wär Schnaps,
Schnaps, der Mann muss saufen!
(trinkt wieder)
Sauf', Kerl, sauf'!
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| (Wozzeck blickt weg und pfeift.) | |
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(schreiend)
Kerl, soll ich Dir die Zung' aus dem Hals zieh'n
und sie Dir um den Leib wickeln?
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| (Sie ringen miteinander. Wozzeck unterliegt. Der Tambourmajor würgt den am Boden liegenden Wozzeck.) | |
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Soll ich Dir noch so viel Atem lassen, als ein Altweiberfurz?
(über Wozzeck gebeugt)
Soll ich...
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| (Wozzeck sinkt erschöpft um. Der Tambourmajor lässt von Wozzeck ab, richtet sich auf und zieht die Schnapsflasche aus der Tasche.) | |
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Jetzt soll der Kerl pfeifen!
(trinkt wieder)
Dunkelblau soll er sich pfeifen!
(pfeift dieselbe Melodie wie früher Wozzeck, triumphierend)
Was bin ich für ein Mann!
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| (Wendet sich zum Fortgehen und poltert zur Tür hinaus. Wozzeck hat sich indessen langsam erhoben und auf seine Pritsche gesetzt.) | Tambourmajor ->
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EIN SOLDAT |
(auf Wozzeck deutend)
Der hat sein Fett!
(legt sich um und schläft ein)
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ANDRES |
Er blut'...
(legt sich ebenfalls um und schläft ein)
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WOZZECK |
Einer nach dem Andern!
(bleibt sitzen und starrt vor sich hin)
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| (Die anderen Soldaten, die sich währened des Ringkampfes etwas aufgerichtet hatten, haben sich nach dem Abgang des Tambourmajors niedergelegt und schlafen nunmehr alle wieder.) | |
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