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Das Innere des Venusberges. Weite Grotte. | |
Die ganze Grotte ist durch rosiges Licht erleuchtet. | |
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Szene I |
Venus. Tannhäuser. Najaden. Sirenen. Nymphen. Liebende Paare. |
Q
Venus, Tannhäuser, Najaden, Sirenen, Nymphen, liebende Paare
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Die Bühne stellt das Innere des Venusberges dar. Weite Grotte, welche sich im Hintergrunde durch eine Biegung nach rechts wie unabsehbar dahinzieht. Im fernsten sichtbaren Hintergrunde dehnt sich ein bläulicher See aus; in ihm erblickt man die badenden Gestalten von Najaden; auf seinen erhöhten Ufervorsprüngen sind Sirenen gelagert. Im äußersten Vordergrunde links liegt Venus auf einem Lager ausgestreckt, vor ihr halb kniend Tannhäuser, das Haupt in ihrem Schoße. Die ganze Grotte ist durch rosiges Licht erleuchtet. Den Mittelgrund nimmt eine Gruppe tanzender Nymphen ein; auf etwas erhöhten Vorsprüngen an den Seiten der Grotte sind liebende Paare gelagert, von denen sich einzelne nach und nach in den Tanz der Nymphen mischen. | |
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Ein Zug von Bacchantinnen kommt aus dem Hintergrunde in wildem Tanze dahergebraust; sie durchziehen mit trunkenen Gebärden die Gruppen der Nymphen und liebenden Paare, welche durch sie bald zu größerem Ungestüm hingerissen werden. | <- Zug von Bacchantinnen
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Dem immer wilder gewordenen Tanze antwortet, wie im Echo, der Gesang der Sirenen. | |
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SIRENEN
Naht euch dem Strande!
(Die Tanzenden halten in der leidenschaftlichsten Gruppe plötzlich an und lauschen dem Gesange.)
Naht euch dem Lande,
wo in den Armen
glühender Liebe
selig Erwarmen
still' eure Triebe!
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| (Von neuem belebt sich der Tanz und gelangt zu dem äußersten Grade wilden Ungestüms.) | |
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| (Mit dem Momente der trunkensten bacchantischen Wut tritt eine schnell um sich greifende Erschlaffung ein. Die liebenden Paare scheiden sich nach und nach vom Tanze aus und lagern sich wie in angenehmer Ermattung auf den Vorsprüngen der Grotte.) | |
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Der Zug der Bacchantinnen verschwindet nach dem Hintergrunde zu, vor welchem sich ein immer dichter werdender Duft ausbreitet. Auch im Vordergrunde senkt sich allmählich ein dichterer Duft herab und verhüllt die Gruppen der Schlafenden wie in rosige Wolken, so daß endlich der sichtbare Teil der freigelassenen Bühne sich nur noch auf einen kleinen Raum beschränkt, in welchem bloß Venus und Tannhäuser in ihrer früheren Stellung zurückbleiben. | Zug von Bacchantinnen, Najaden, Sirenen, Nymphen, liebende Paare ->
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SIRENEN |
(in weiter Ferne)
Naht euch dem Strande!
Naht euch dem Lande!
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Szene II |
Venus. Tannhäuser. |
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| (Tannhäuser zuckt mit dem Haupte empor, als fahre er aus einem Traume auf. Venus zieht ihn schmeichelnd zurück. Tannhäuser führt die Hand über die Augen, als suche er ein Traumbild festzuhalten.) | |
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VENUS |
Geliebter, sag’, wo weilt dein Sinn?
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TANNHÄUSER |
(schnell)
Zuviel! Zuviel!
(langsamer und leise)
O, daß ich nun erwachte!
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VENUS |
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TANNHÄUSER |
Im Traum war mir’s, als hörte ich
was meinem Ohr so lange fremd
als hörte ich der Glocken frohes Geläute!
O, sag’! Wie lange hört’ ich’s doch nicht mehr?
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VENUS |
Wohin verlierst du dich? Was faßt dich an?
(Sie führt ihre Hand sanft über seine Stirn.)
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TANNHÄUSER |
Die Zeit, die ich hier verweil’,
ich kann sie nicht ermessen! -
Tage, Monde gibt’s für mich
nicht mehr; denn nicht mehr sehe ich die Sonne,
nicht mehr des Himmels freundliche Gestirne;
(weich)
den Halm seh’ ich nicht mehr, der frisch ergrünend
den neuen Sommer bringt; - die Nachtigall
hör’ ich nicht mehr, die mir den Lenz verkünde.
(lebhaft)
Hör’ ich sie nie, seh’ ich sie niemals mehr?
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VENUS |
(mit ruhiger Verwunderung)
Ha! Was vernehm’ ich?
Welch tör’ge Klagen!
Bist du so bald der holden Wunder müde,
die meine Liebe dir bereitet? - Oder
wie? Reut es dich so sehr, ein Gott zu sein?
Hast du so bald vergessen, wie du einst
gelitten, während jetzt du dich erfreust?
Mein Sänger, auf! Ergreife deine Harfe!
Die Liebe feire, die so herrlich du besingst,
daß du der Liebe Göttin selber dir gewannst!
Die Liebe feire, da ihr höchster Preis dir ward!
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TANNHÄUSER (zu einem plötzlichen Entschlusse ermannt, ergreift seine Harfe und stellt sich feierlich vor Venus hin)
Dir töne Lob! Die Wunder sei’n gepriesen
die deine Macht mir Glücklichem erschuf!
Die Wonnen süß, die deiner Huld entsprießen,
erheb’ mein Lied in lautem Jubelruf!
Nach Freude, ach! nach herrlichem Genießen
verlangt’ mein Herz, es dürstete mein Sinn:
da, was nur Göttern einstens du erwiesen,
gab deine Gunst mir Sterblichem dahin. -
Doch sterblich, ach! bin ich geblieben,
und übergroß ist mir dein Lieben;
wenn stets ein Gott genießen kann,
bin ich dem Wechsel untertan;
nicht Lust allein liegt mir am Herzen,
aus Freuden sehn’ ich mich nach Schmerzen!
Aus deinem Reiche muß ich fliehn, -
o, Königin, Göttin! Laß mich ziehn!
| S
(♦)
(♦)
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VENUS |
(wie aus einem Traume erwachend)
Was muß ich hören! Welch ein Sang!
Welch trübem Ton verfällt dein Lied?
Wohin floh die Begeist’rung dir,
die Wonnesang dir nur gebot?
Was ist’s? Worin war meine Liebe lässig?
Geliebter, wessen klagest du mich an?
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TANNHÄUSER |
Dank deiner Huld! Gepriesen sei dein Lieben!
Beglückt für immer, wer bei dir geweilt!
Ewig beneidet, wer mit warmen Trieben
in deinen Armen Götterglut geteilt!
Entzückend sind die Wunder deines Reiches,
die Zauber aller Wonnen atm’ ich hier;
kein Land der weiten Erde bietet Gleiches,
was sie besitzt, scheint leicht entbehrlich dir.
Doch ich aus diesen ros’gen Düften
verlange nach des Waldes Lüften,
nach unsres Himmels klarem Blau,
nach unsrem frischen Grün der Au,
nach unsrer Vöglein lieben Sange,
nach unsrer Glocken trautem Klange:
aus deinem Reiche muß ich fliehn!
O Königin, Göttin! Laß mich ziehn!
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VENUS |
(leidenschaftlich von ihrem Lager aufspringend)
Treuloser! Weh! Was lässest du mich hören?
Du wagtest meine Liebe zu verhöhnen?
Du preisest sie, und willst sie dennoch fliehn?
Zum Überdruß ist dir mein Reiz gediehn?
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TANNHÄUSER |
O schöne Göttin! Wolle mir nicht zürnen!
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VENUS |
Zum Überdruß ist dir mein Reiz gediehn?
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TANNHÄUSER |
Dein übergroßer Reiz ist’s, den ich fliehe.
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VENUS
Weh dir! Verräter! Heuchler!
Undankbarer! Weh!
Ich lass’ dich nicht!
Du darfst von mir nicht ziehn!
Ah!
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Zusammen
TANNHÄUSER
Nie war mein Lieben größer,
niemals wahrerals jetzt,
da ich für ewig dich muß fliehn!
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| (Venus hat sich mit heftiger Gebärde, ihr Gesicht in den Händen bergend, abgewandt. Nach einem Schweigen wendet sie es lächelnd und mit verführerischem Ausdrucke Tannhäuser wieder zu: Auf ihren Wink erscheint eine zauberische Grotte, auf welche sie deutet.) | |
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VENUS
Geliebter, komm! Sieh dort die Grotte!
von ros’gen Düften mild durchwallt!
Entzücken böt’ selbst einem Gotte
der süß’sten Freuden Aufenthalt!
Besänftigt auf dem weichsten Pfühle
flieh’ deine Glieder jeder Schmerz;
dein brennend Haupt umwehe Kühle,
wonnige Glut durchschwelle dein Herz.
Aus holder Ferne mahnen süße Klänge,
daß dich mein Arm in trauter Näh’ umschlänge;
von meinen Lippen schlürfst du Göttertrank,
aus meinen Augen strahlt dir Liebesdank.
Ein Freudenfest soll unsrem Bund entstehen,
der Liebe Feier laß uns froh begehen!
Nicht sollst du ihr ein scheues Opfer weihn, -
nein! - mit der Liebe Göttin schwelge im Verein.
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SIRENEN
(aus weiter Ferne, unsichtbar)
Naht euch dem Strande!
Naht euch dem Lande!
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Zusammen
VENUS
(Tannhäuser sanft nach sich ziehend)
Mein Ritter! Mein Geliebter!
Willst du fliehn?
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TANNHÄUSER |
(auf das Äußerste hingerissen, greift mit trunkener Gebärde in die Harfe)
Stets soll nur dir, nur dir mein Lied ertönen,
gesungen laut sei nur dein Preis von mir!
Dein süßer Reiz ist Quelle alles Schönen,
und jedes holde Wunder stammt von dir.
Die Glut, die du mir in das Herz gegossen,
als Flamme lodre hell sie dir allein!
Ja, gegen alle Welt will unverdrossen
fortan ich nun dein kühner Streiter sein!
(Er läßt die Harfe sinken.)
Doch hin muß ich zur Welt der Erden,
bei dir kann ich nur Sklave werden;
nach Freiheit doch verlangt es mich,
nach Freiheit, Freiheit dürste ich;
zu Kampf und Streite will ich stehen,
sei’s auch auf Tod und Untergehen!
(entschlossen)
Drum muß aus deinem Reich ich fliehn!
O Königin, Göttin! Laß mich ziehn!
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VENUS |
(im heftigsten Zorne)
Zieh’ hin, Wahnbetörter, zieh’ hin!
Verräter, sieh, nicht halt’ ich dich!
Ich geb’ dich frei!
Zieh’ hin! Zieh’ hin!
Was du verlangst, das sei dein Los!
Zieh hin! Zieh hin!
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Hin zu den kalten Menschen flieh,
vor deren blödem, trübem Wahn
der Freude Götter wir entflohn
tief in der Erde wärmenden Schoß.
Zieh’ hin, Betörter! Suche dein Heil,
suche dein Heil - und find’ es nie!
Bald weicht der Stolz aus deiner Seel’ -
demütig seh’ ich dich mir nahn.
Zerknirscht, zertreten suchst du mich auf,
flehst um die Zauber meiner Macht!
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TANNHÄUSER |
Ach, schöne Göttin, lebe wohl!
Nie kehre ich zu dir zurück!
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VENUS |
Ha! kehrtest du mir nie zurück!
(verzweiflungsvoll)
Kehrst du nicht wieder, ha! So sei verfluchet
von mir das ganze menschliche Geschlecht!
Nach meinen Wundern dann vergebens suchet!
Die Welt sei öde, und ihr Held ein Knecht!
Kehr’ wieder, kehre mir zurück!
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TANNHÄUSER |
Nie mehr erfreu’ mich Liebesglück!
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VENUS |
Kehr’ wieder, wenn dein Herz dich zieht!
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TANNHÄUSER |
Für ewig dein Geliebter flieht!
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VENUS |
Wenn alle Welt dich von sich stößt?
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TANNHÄUSER |
Vom Bann werd’ ich durch Buß’ erlöst!
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VENUS |
Nie wird Vergebung dir zu Teil!
Kehr’ wieder, schließt sich dir das Heil!
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TANNHÄUSER |
Mein Heil! Mein Heil ruht in Maria!
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| (Venus sinkt mit einem Schrei zusammen und verschwindet. Mit Blitzesschnelle verwandelt sich die Bühne.) | Venus ->
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Szene III |
Tannhäuser. Ein junger Hirt. Pilger. Tannhäuser, der seine Stellung nicht verlassen, befindet sich plötzlich in ein schönes Tal versetzt. Blauer Himmel, heitere Sonnenbeleuchtung. Rechts im Hintergrunde die Wartburg, links in größerer Ferne der Hörselberg. Rechter Hand führt auf der halben Höhe des Tales ein Bergweg nach dem Vordergrunde zu, wo er dann seitwärts abbiegt; in demselben Vordergrund ist ein Muttergottesbild, zu welchem ein niedriger Bergvorsprung hinaufführt. Von der Höhe links vernimmt man das Geläute von Herdeglocken; auf einem hohen Vorsprunge sitzt ein junger Hirt mit der Schalmei und singt. |
Q
Tannhäuser, Hirt, Pilger
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HIRT
Frau Holda kam aus dem Berg hervor,
zu ziehen durch Fluren und Auen;
gar süßen Klang vernahm da mein Ohr,
mein Auge begehrte zu schauen;
da träumt’ ich manchen holden Traum,
und als mein Aug’ erschlossen kaum,
da strahlte warm die Sonnen,
der Mai, der Mai war kommen.
Nun spiel’ ich lustig die Schalmei,
der Mai ist da, der liebe Mai!
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| (Er spielt auf der Schalmei. Man hört den Gesang der älteren Pilger, welche, von der Richtung der Wartburg herkommend, auf dem Bergweg sich nähern.) | |
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GESANG DER ÄLTEREN PILGER
Zu dir wall’ ich, mein Jesus Christ,
der du des Pilgers Hoffnung bist!
Gelobt sei Jungfrau, süß und rein!
Der Wallfahrt wolle günstig sein!
Ach, schwer drückt mich der Sünden Last,
kann länger sie nicht mehr ertragen;
drum will ich auch nicht Ruh’ noch Rast,
und wähle gern mir Müh’ und Plagen.
Am hohen Fest der Gnad’ und Huld
in Demut büß’ ich meine Schuld;
gesegnet, wer im Glauben treu,
er wird erlöst durch Buß’ und Reu’.
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| |
| (Der Hirt, der fortwährend auf der Schalmei gespielt hat, hält ein, als der Zug der Pilger auf der Höhe ihm gegenüber ankommt.) | |
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HIRT |
(als die Pilger auf der ihm gegenüberliegenden Höhe angelangt sind, ruft ihnen, die Mütze schwenkend, laut zu)
Glückauf! Glückauf nach Rom!
Betet für meine arme Seele!
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| (Tannhäuser der in der Mitte der Bühne wie festgewurzelt gestanden, sinkt heftig erschüttert auf die Knie.) | |
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TANNHÄUSER |
Allmächt’ger, dir sei Preis!
Groß sind die Wunder deiner Gnade!
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| Pilger ->
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| (Der Zug der Pilger biegt auf dem Bergweg bei dem Mutter-Gottesbilde links ab und verläßt so die Bühne. - Der Hirt entfernt sich ebenfalls mit der Schalmei rechts von der Höhe; man hört den Gesang der Pilger und die Herdeglocken immer entfernter.) | |
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PILGERGESANG |
Zu dir wall’ ich, mein Jesus Christ,
der du des Pilgers Hoffnung bist!
Gelobt sei Jungfrau, süß und rein,
der Wallfahrt wolle günstig sein!
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TANNHÄUSER |
(auf den Knien, wie in brünstiges Gebet versunken)
Ach, schwer drückt mich der Sünden Last,
kann länger sie nicht mehr ertragen;
drum will ich auch nicht Ruh’ noch Rast,
und wähle gern mir Müh’ und Plagen.
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| |
| (Tränen ersticken seine Stimme, er neigt das Haupt tief zur Erde und scheint heftig zu weinen. Man hört in weiter Ferne den Pilgergesang fortsetzen bis zum letzten Verhallen.) | |
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PILGERGESANG |
(sehr entfernt)
Am hohen Fest der Gnad’ und Huld
in Demut büß’ ich meine Schuld;
gesegnet, wer im Glauben treu!
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| (Während sich aus dem tiefsten Hintergrunde, wie von Eisenach herkommend, das Geläute von Kirchenglocken vernehmen läßt. Als auch dieses schweigt, hört man von links immer näherkommende Hornrufe.) | |
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Szene IV |
Tannhäuser. Der Landgraf und die Sänger. |
<- Landgraf, Walther, Wolfram, Biterolf, Sänger.
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Von der Anhöhe links herab aus einem Waldwege treten der Landgraf und die Sänger, in Jägertracht, einzeln auf. | |
| (Im Verlaufe der Szene findet sich der ganze Jagdtroß des Landgrafen nach und nach auf der Bühne ein.) | |
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LANDGRAF |
(auf halber Höhe, Tannhäuser erblickend)
Wer ist der dort in brünstigem Gebete?
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WALTHER |
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BITEROLF |
Nach seiner Tracht ein Ritter.
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WOLFRAM |
(eilt zunächst auf Tannhäuser zu und erkennt ihn)
Er ist es!
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SÄNGER UND LANDGRAF |
Heinrich! Heinrich! Seh’ ich recht?
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| (Tannhäuser, der überrascht schnell aufgefahren ist, faßt sich und verneigt sich stumm gegen den Landgrafen, nachdem er einen flüchtigen Blick auf ihn und die Sänger geworfen.) | |
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LANDGRAF |
Du bist es wirklich? Kehrest in den Kreis
zurück, den du in Hochmut stolz verließest?
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BITEROLF |
Sag’, was uns deine Wiederkehr bedeutet?
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DIE SÄNGER |
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BITEROLF |
Versöhnung? Oder gilt’s erneutem Kampf?
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WALTHER |
Nahst du als Freund uns oder Feind?
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DIE ANDEREN SÄNGER (außer Wolfram) |
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WOLFRAM |
O fraget nicht! Ist dies des Hochmuts Miene? -
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WOLFRAM |
Gegrüßt sei uns, du kühner Sänger,
der, ach! so lang’ in unsrer Mitte fehlt!
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WALTHER |
Willkommen, wenn du friedlich nahst!
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BITEROLF |
Gegrüßt, wenn du uns Freunde nennst!
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ALLE SÄNGER |
Gegrüßt! Gegrüßt! Gegrüßt sei uns!
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LANDGRAF |
So sei willkommen denn auch mir!
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LANDGRAF |
Sag’ an, wo weiltest du so lang’?
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TANNHÄUSER |
Ich wanderte in weiter, weiter Fern’, -
da, wo ich nimmer Rast noch Ruhe fand.
Fragt nicht! Zum Kampf mit euch kam ich nicht her.
Seid mir versöhnt, und laßt mich weiterziehn!
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LANDGRAF |
Nicht doch! Der Unsre bist du neu geworden.
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WALTHER |
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BITEROLF |
Wir lassen dich nicht fort.
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SÄNGER UND LANDGRAF |
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TANNHÄUSER |
Laßt mich! Mir frommet kein Verweilen,
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SÄNGER UND LANDGRAF |
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TANNHÄUSER |
Und nimmer kann ich rastend stehn!
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SÄNGER UND LANDGRAF |
O bleib’! Bei uns sollst du verweilen,
wir lassen dich nicht von uns gehn.
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TANNHÄUSER
Mein Weg heißt mich nur vorwärts eilen,
und nimmer darf ich rückwärts sehn.
Nein, darf ich rückwärts
niemals, niemals sehn.
(sich losreißend)
Fort! Fort von hier! Laßt mich!
Fort! Fort von hier!
Fort, fort! Fort, fort!
|
Zusammen
SÄNGER UND LANDGRAF
Du suchtest uns, warum enteilen?
Nach solchem kurzen Wiedersehn?
Bleib bei uns! Bleib’, bleib bei uns!
Warum so schnell enteilen?
Bei uns verweile jetzt!
Bleib bei uns! Bleib’, bleib bei uns!
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WOLFRAM |
(Tannhäuser in den Weg tretend, mit erhobener Stimme)
Bleib’ bei Elisabeth!
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TANNHÄUSER |
(heftig und freudig erschüttert, bleibt wie festgebannt stehen)
Elisabeth! O Macht des Himmels,
rufst du den süßen Namen mir?
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WOLFRAM |
Nicht sollst du Feind mich schelten,
daß ich ihn genannt!
(zu dem Landgrafen)
Erlaubest du mir, Herr, daß ich Verkünder
seines Glücks ihm sei?
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LANDGRAF |
Nenn’ ihm den Zauber, den er ausgeübt,
und Gott verleih’ ihm Tugend,
daß würdig er ihn löse!
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WOLFRAM
Als du in kühnem Sange uns bestrittest,
bald siegreich gegen unsre Lieder sangst,
durch unsre Kunst Besiegung bald erlittest:
ein Preis doch war’s, den du allein errangst.
War’s Zauber, war es reine Macht,
durch die solch Wunder du vollbracht,
an deinen Sang voll Wonn’ und Leid
gebannt die tugendreichste Maid?
Denn, ach! als du uns stolz verlassen,
verschloß ihr Herz sich unsrem Lied;
wir sahen ihre Wang’ erblassen,
für immer unsren Kreis sie mied.
O kehr’ zurück, du kühner Sänger,
dem unsren sei dein Lied nicht fern;
den Festen fehle sie nicht länger,
aufs neue leuchte uns ihr Stern!
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DIE SÄNGER
Sei unser, Heinrich! Kehr’ uns wieder!
Zwietracht und Streit sei abgetan!
Vereint ertönen unsre Lieder,
und Brüder nenne uns fortan!
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Zusammen
LANDGRAF
O kehr’ zurück, du kühner Sänger!
O kehr’ zurück! O kehr’ uns wieder!
Zwietracht und Streit sei abgetan!
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TANNHÄUSER |
(von heftiger Rührung ergriffen, stürzt sich in Wolframs Arme, begrüßt der Reihe nach herzlich jeden der Sänger und verneigt sich innig dankend vor dem Landgrafen.)
Zu ihr! Zu ihr! O, führet mich zu ihr!
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LANDGRAF UND DIE SÄNGER
Er kehrt zurück, den wir verloren!
Ein Wunder hat ihn hergebracht!
Die ihm den Übermut beschworen,
gepriesen sei die holde Macht!
Nun lausche unsren Hochgesängen
von neuem der Gepries’nen Ohr!
Es tön’ in frohbelebten Klängen
das Lied aus jeder Brust hervor!
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Zusammen
TANNHÄUSER
Ha, jetzt erkenne ich sie wieder,
die schöne Welt, der ich entrückt!
Der Himmel blickt auf mich hernieder
die Fluren prangen reich geschmückt.
Der Lenz mit tausend holden Klängen
zog jubelnd in die Seele mir!
In süßem, ungestümem Drängen
ruft laut mein Herz: zu ihr, zu ihr!
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| (Der ganze Jagdtroß hat sich im Tale versammelt. Der Landgraf stößt in sein Horn: laute Hornrufe der Jäger und Rüdengebell antworten ihm. Während der Landgraf und die Sänger die Pferde, welche ihnen von der Wartburg her entgegengeführt worden sind, besteigen, fällt der Vorhang.) | <- Jäger
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