Zweite Szene

 

Freie Gegend auf Bergeshöhen

Der hervorbrechende Tag beleuchtet mit wachsendem Glanze eine Burg mit blinkenden Zinnen, die auf einem Felsgipfel im Hintergrunde steht, zwischen diesem und dem Vordergrunde ist ein tiefes Tal, durch das der Rhein fliesst, anzunehmen. - Wotan und Fricka schlafend. - Die Burg ist ganz sichtbar geworden. Fricka erwacht; ihr Auge fällt auf die Burg.

 Q 

Wotan, Fricka

 

FRICKA

(erschrocken)  

Wotan, Gemahl, erwache!

WOTAN

(forträumend)

Der Wonne seligen Saal

bewachen mir Tür und Tor:

Mannes Ehre,

ewige Macht,

ragen zu endlosem Ruhm!

FRICKA

(rüttelt ihn)

Auf, aus der Träume

wonnigem Trug!

Erwache, Mann, und erwäge!

 

WOTAN

(erwacht und erhebt sich ein wenig; sein Auge wird so gleich vom Anblick der Burg gefesselt)  

Vollendet das ewige Werk!

Auf Berges Gipfel

die Götterburg;

prächtig prahlt

der prangende Bau!

Wie im Traum ich ihn trug,

wie mein Wille ihn wies,

stark und schön

steht er zur Schau;

hehrer, herrlicher Bau!

 

FRICKA

Nur Wonne schafft dir,  

was mich erschreckt?

Dich freut die Burg,

mir bangt es um Freia!

Achtloser, lass mich erinnern

des ausbedungenen Lohn's!

Die Burg ist fertig,

verfallen das Pfand:

vergassest du, was du vergabst?

WOTAN

Wohl dünkt mich's, was sie bedangen,

die dort die Burg mir gebaut;

durch Vertrag zähmt' ich

ihr trotzig Gezücht,

dass sie die hehre

Halle mir schüfen;

die steht nun, dank den Starken: -

um den Sold sorge dich nicht.

FRICKA

O lachend frevelnder Leichtsinn!

Liebelosester Frohmut!

Wusst' ich um euren Vertrag,

dem Truge hätt' ich gewehrt;

doch mutig entferntet

ihr Männer die Frauen,

um taub und ruhig vor uns,

allein mit den Riesen zu tagen:

so ohne Scham

verschenktet ihr Frechen

Freia, mein holdes Geschwister,

froh des Schächergewerbs!

Was ist euch Harten

doch heilig und wert,

giert ihr Männer nach Macht!

WOTAN

(ruhig)

Gleiche Gier

war Fricka wohl fremd,

als selbst um den Bau sie mich bat?

FRICKA

Um des Gatten Treue besorgt,

muss traurig ich wohl sinnen,

wie an mich er zu fesseln,

zieht's in die Ferne ihn fort:

herrliche Wohnung,

wonniger Hausrat

sollten dich binden

zu säumender Rast.

Doch du bei dem Wohnbau sannst

auf Wehr und Wall allein;

Herrschaft und Macht

soll er dir mehren;

nur rastlosern Sturm zu erregen,

erstand dir die ragende Burg.

WOTAN

(lächelnd)

Wolltest du Frau

in der Feste mich fangen,

mir Gotte musst du schon gönnen,

dass, in der Burg

gebunden, ich mir

von aussen gewinne die Welt.

Wandel und Wechsel

liebt, wer lebt;

das Spiel drum kann ich nicht sparen!

FRICKA

Liebeloser,

leidigster Mann!

Um der Macht und Herrschaft

müssigen Tand

verspielst du in lästerndem Spott

Liebe und Weibes Wert?

WOTAN

(ernst)

Um dich zum Weib zu gewinnen,

mein eines Auge

setzt' ich werbend daran;

wie törig tadelst du jetzt!

Ehr' ich die Frauen

doch mehr als dich freut;

und Freia, die gute,

geb' ich nicht auf;

nie sann dies ernstlich mein Sinn.

FRICKA

(mit ängstlicher Spannung in die Szene blickend)

So schirme sie jetzt:

in schutzloser Angst

läuft sie nach Hülfe dort her!

 

<- Freia

FREIA

(tritt, wie in hastiger Flucht auf)  

Hilf mir, Schwester!

Schütze mich, Schwäher!

Vom Felsen drüben

drohte mir Fasolt,

mich Holde käm' er zu holen.

WOTAN

Lass ihn droh'n!

Sahst du nicht Loge?

FRICKA

Dass am liebsten du immer

dem Listigen traust!

Viel Schlimmes schuf er uns schon,

doch stets bestrickt er dich wieder.

WOTAN

Wo freier Mut frommt,

allein frag' ich nach keinem.

Doch des Feindes Neid

zum Nutz sich fügen,

lehrt nur Schlauheit und List,

wie Loge verschlagen sie übt.

Der zum Vertrage mir riet,

versprach mir, Freia zu lösen:

auf ihn verlass' ich mich nun.

FRICKA

Und er lässt dich allein!

Dort schreiten rasch

die Riesen heran:

wo harrt dein schlauer Gehülf'?

FREIA

Wo harren meine Brüder,

dass Hilfe sie brächten,

da mein Schwäher die Schwache verschenkt?

Zu Hilfe, Donner!

Hieher, hieher!

Rette Freia, mein Froh!

FRICKA

Die in bösem Bund dich verrieten,

sie alle bergen sich nun!

 
Fasolt und Fafner, beide in riesiger Gestalt, mit starken Pfählen bewaffnet, treten auf.

<- Fasolt, Fafner

 

FASOLT

Sanft schloss    

Schlaf dein Aug';

wir beide bauten

Schlummers bar die Burg.

Mächt'ger Müh'

müde nie,

stauten starke

Stein' wir auf;

steiler Turm,

Tür und Tor,

deckt und schliesst

im schlanken Schloss den Saal.

(auf die Burg deutend)

Dort steht's,

was wir stemmten,

schimmernd hell,

bescheint's der Tag:

zieh nun ein,

uns zahl' den Lohn!

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WOTAN

Nennt, Leute, den Lohn:  

was dünkt euch zu bedingen?

FASOLT

Bedungen ist,

was tauglich uns dünkt:

gemahnt es dich so matt?

Freia, die Holde,

Holda, die Freie,

vertragen ist's,

sie tragen wir heim.

WOTAN

(schnell)

Seid ihr bei Trost

mit eurem Vertrag?

Denkt auf andern Dank:

Freia ist mir nicht feil!

FASOLT

(steht, in höchster Bestürzung, eine Weile sprachlos)

Was sagst du?

Ha, sinnst du Verrat?

Verrat am Vertrag?

Die dein Speer birgt,

sind sie dir Spiel,

des berat'nen Bundes Runen?

FAFNER

(höhnisch)

Getreu'ster Bruder,

merkst du Tropf nun Betrug?

FASOLT

Lichtsohn du,

leicht gefügter!

Hör' und hüte dich:

Verträgen halte Treu'!

Was du bist,

bist du nur durch Verträge;

bedungen ist,

wohl bedacht deine Macht.

Bist weiser du

als witzig wir sind,

bandest uns Freie

zum Frieden du:

all deinem Wissen fluch' ich,

fliehe weit deinen Frieden,

weisst du nicht offen,

ehrlich und frei

Verträgen zu wahren die Treu'! -

Ein dummer Riese

rät dir das:

du Weiser, wiss' es von ihm.

WOTAN

Wie schlau für Ernst du achtest,

was wir zum Scherz nur beschlossen!

Die liebliche Göttin,

licht und leicht,

was taugt euch Tölpeln ihr Reiz?

FASOLT

Höhnst du uns?

Ha, wie unrecht!

Die ihr durch Schönheit herrscht,

schimmernd hehres Geschlecht,

wie törig strebt ihr

nach Türmen von Stein,

setzt um Burg und Saal

Weibes Wonne zum Pfand!

Wir Plumpen plagen uns

schwitzend mit schwieliger Hand,

ein Weib zu gewinnen,

das wonnig und mild

bei uns Armen wohne;

und verkehrt nennst du den Kauf?

FAFNER

Schweig' dein faules Schwatzen,

Gewinn werben wir nicht:

Freias Haft

hilft wenig,

doch viel gilt's,

den Göttern sie zu entreissen.

(leise)

Goldene Aepfel

wachsen in ihrem Garten;

sie allein

weiss die Äpfel zu pflegen;

der Frucht Genuss

frommt ihren Sippen

zu ewig nie

alternder Jugend:

siech und bleich

doch sinkt ihre Blüte,

alt und schwach

schwinden sie hin,

müssen Freia sie missen.

(grob)

Ihrer Mitte drum sei sie entführt!

WOTAN

(für sich)

Loge säumt zu lang!

FASOLT

Schlicht gib nun Beschied!

WOTAN

Sinnt auf andern Sold!

FASOLT

Kein andrer: Freia allein!

FAFNER

Du da! Folg' uns fort!

 
Fafner und Fasolt drigen auf Freia zu. Froh und Donner kommen eilig.

<- Froh, Donner

 

FREIA

(fliehend)  

Helft! Helft, vor den Harten!

FROH

(Freia in seine Arme fassend)

Zu mir, Freia!

(zu Fafner)

Meide sie, Frecher!

Froh schützt die Schöne.

DONNER

(sich vor die beiden Riesen stellend)

Fasolt und Fafner,

fühltet ihr schon

meines Hammers harten Schlag?

FAFNER

Was soll das Drohn?

FASOLT

Was dringst du her?

Kampf kiesten wir nicht,

verlangen nur unsern Lohn.

DONNER

Schon oft zahlt' ich

Riesen den Zoll.

Kommt her, des Lohnes Last

wäg' ich mit gutem Gewicht!

(Er schwingt den Hammer.)

WOTAN

(seinen Speer zwischen die Streitenden ausstreckend)

Halt, du Wilder!

Nichts durch Gewalt!

Verträge schützt

meines Speeres Schaft:

spar' deines Hammers Heft!

FREIA

Wehe! Wehe!

Wotan verlässt mich!

FRICKA

Begreif' ich dich noch,

grausamer Mann?

 

<- Loge

WOTAN

(wendet sich ab und sieht Loge hommen)  

Endlich Loge!

Eiltest du so,

den du geschlossen,

den schlimmen Handel zu schlichten?

LOGE

(ist im Hintergrunde aus dem Tale heraufgestiegen)

Wie? Welchen Handel

hätt' ich geschlossen?

Wohl was mit den Riesen

dort im Rate du dangst?

In Tiefen und Höhen

treibt mich mein Hang:

Haus und Herd

behagt mir nicht.

Donner und Froh,

die denken an Dach und Fach,

wollen sie frei'n,

ein Haus muss sie erfreu'n.

Ein stolzer Saal,

ein starkes Schloss,

danach stand Wotans Wunsch.

Haus und Hof,

Saal und Schloss,

die selige Burg,

sie steht nun fest gebaut.

Das Prachtgemäuer

prüft' ich selbst,

ob alles fest,

forscht' ich genau:

Fasolt und Fafner

fand ich bewährt:

kein Stein wankt in Gestemm'.

Nicht müssig war ich,

wie mancher hier;

der lügt, wer lässig mich schilt!

WOTAN

Arglistig

weichst du mir aus:

mich zu betrügen

hüte in Treuen dich wohl!

Von allen Göttern

dein einz'ger Freund,

nahm ich dich auf

in der übel trauenden Tross. -

Nun red' und rate klug!

Da einst die Bauer der Burg

zum Dank Freia bedangen,

du weisst, nicht anders

willigt' ich ein,

als weil auf Pflicht du gelobtest,

zu lösen das hehre Pfand.

LOGE

Mit höchster Sorge

drauf zu sinnen,

wie es zu lösen,

das hab' ich gelobt.

Doch, dass ich fände,

was nie sich fügt,

was nie gelingt, -

wie liess sich das wohl geloben?

FRICKA

(zu Wotan)

Sieh, welch trugvollem

Schelm du getraut!

FROH

Loge heisst du,

doch nenn' ich dich Lüge!

DONNER

Verfluchte Lohe,

dich lösch' ich aus!

(Donner holt auf Loge aus.)

LOGE

Ihre Schmach zu decken,

schmähen mich Dumme!

WOTAN

(Wotan tritt dazwischen.)

In Frieden lasst mir den Freund!

Nicht kennt ihr Loges Kunst:

reicher wiegt

seines Rates Wert,

zahlt er zögernd ihn aus.

FAFNER

Nichts gezögert!

Rasch gezahlt!

FASOLT

Lang währt's mit dem Lohn!

 
(Wotan wendet sich hart zu Loge.)
 

WOTAN

(drängend)  

Jetzt hör', Störrischer!

Halte Stich!

Wo schweiftest du hin und her?

LOGE

Immer ist Undank

Loges Lohn!

Für dich nur besorgt,

sah ich mich um,

durchstöbert' im Sturm

alle Winkel der Welt,

Ersatz für Freia zu suchen,

wie er den Riesen wohl recht.

Umsonst sucht' ich,

und sehe nun wohl:

in der Welten Ring

nichts ist so reich,

als Ersatz zu muten dem Mann

für Weibes Wonne und Werth!

 
(Alle geraten in Erstaunen und verschiedenartige Betroffenheit.)
 

So weit Leben und Weben,  

In Wasser, Erd' und Luft,

viel frug' ich,

forschte bei allen,

wo Kraft nur sich rührt,

und Keime sich regen:

was wohl dem Manne

mächt'ger dünk',

als Weibes Wonne und Wert?

Doch so weit Leben und Weben,

verlacht nur ward

meine fragende List:

in Wasser, Erd' und Luft,

lassen will nichts

von Lieb' und Weib.

(Gemischte Bewegung.)

Nur einen sah' ich,

der sagte der Liebe ab:

um rotes Gold

entriet er des Weibes Gunst.

Des Rheines klare Kinder

klagten mir ihre Not:

der Nibelung,

Nacht-Alberich,

buhlte vergebens

um der Badenden Gunst;

das Rheingold da

raubte sich rächend der Dieb:

das dünkt ihn nun

das teuerste Gut,

hehrer als Weibes Huld.

Um den gleissenden Tand,

der Tiefe entwandt,

erklang mir der Töchter Klage:

an dich, Wotan,

wenden sie sich,

dass zu Recht du zögest den Räuber,

das Gold dem Wasser

wieder gebest,

und ewig es bliebe ihr Eigen.

 
(Hingebende Bewegung aller.)
 

 

Dir's zu melden,  

gelobt' ich den Mädchen:

nun löste Loge sein Wort.

WOTAN

Törig du bist,

wenn nicht gar tückisch!

Mich selbst siehst du in Not:

wie hülft' ich andern zum Heil?

FASOLT

(der aufmerksam zugehört, zu Fafner)

Nicht gönn' ich das Gold dem Alben;

viel Not schon schuf uns der Niblung,

doch schlau entschlüpfte unserm

Zwange immer der Zwerg.

FAFNER

Neue Neidtat

sinnt uns der Niblung,

gibt das Gold ihm Macht. -

Du da, Loge!

Sag' ohne Lug:

was Grosses gilt denn das Gold,

dass dem Niblung es genügt?

LOGE

Ein Tand ist's

in des Wassers Tiefe,

lachenden Kindern zur Lust,

doch ward es zum runden

Reife geschmiedet,

hilft es zur höchsten Macht,

gewinnt dem Manne die Welt.

WOTAN

(sinnend)

Von des Rheines Gold

hört' ich raunen:

Beute-Runen

berge sein roter Glanz;

Macht und Schätze

schüf ohne Mass ein Reif.

FRICKA

(leise zu Loge)

Taugte wohl

des goldnen Tandes

gleissend Geschmeid

auch Frauen zu schönem Schmuck?

LOGE

Des Gatten Treu'

ertrotzte die Frau,

trüge sie hold

den hellen Schmuck,

den schimmernd Zwerge schmieden,

rührig im Zwange des Reifs.

FRICKA

(schmeichelnd zu Wotan)

Gewänne mein Gatte

sich wohl das Gold?

WOTAN

(wie in einem Zustande wachsenden Bezauberung)

Des Reifes zu walten,

rätlich will es mich dünken.

Doch wie, Loge,

lernt' ich die Kunst?

Wie schüf' ich mir das Geschmeid'?

LOGE

Ein Runenzauber

zwingt das Gold zum Reif;

keiner kennt ihn;

doch einer übt ihn leicht,

der sel'ger Lieb' entsagt.

(Wotan wendet sich unmutig ab.)

Das sparst du wohl;

zu spät auch kämst du:

Alberich zauderte nicht.

Zaglos gewann er

des Zaubers Macht:

(grell)

geraten ist ihm der Ring!

DONNER

(zu Wotan)

Zwang uns allen

schüfe der Zwerg,

würd' ihm der Reif nicht entrissen.

WOTAN

Den Ring muss ich haben!

FROH

Leicht erringt

ohne Liebesfluch er sich jetzt.

LOGE

(grell)

Spottleicht,

ohne Kunst, wie im Kinderspiel!

WOTAN

So rate, wie?

LOGE

Durch Raub!

Was ein Dieb stahl,

das stiehlst du dem Dieb;

ward leichter ein Eigen erlangt?

Doch mit arger Wehr

wahrt sich Alberich;

klug und fein

musst du verfahren,

ziehst den Räuber du zu Recht,

um des Rheines Töchtern,

den roten Tand,

(mit Wärme)

das Gold wiederzugeben;

denn darum flehen sie dich.

WOTAN

Des Rheines Töchtern?

Was taugt mir der Rat?

FRICKA

Von dem Wassergezücht

mag ich nichts wissen:

schon manchen Mann

- mir zum Leid -

verlockten sie buhlend im Bad.

 
(Wotan steht stumm mit sich kämpfend; die übrigen Götter heften in schweigender Spannung die Blicke auf ihn. Währenddem hat Fafner beiseite mit Fasolt beraten.)
 

FAFNER

(zu Fasolt)

Glaub' mir, mehr als Freia

frommt das gleissende Gold:

auch ew'ge Jugend erjagt,

wer durch Goldes Zauber sie zwingt.

(Fasolt Gebärde deutet an, dass er sich wider Willen überredet fühlt.)
 
(Fafner tritt mit Fasolt wieder an Wotan heran.)

 

Hör', Wotan,  

der Harrenden Wort!

Freia bleib' euch in Frieden;

leicht' ren Lohn

fand ich zur Lösung:

uns rauhen Riesen genügt

des Niblungen rotes Gold.

WOTAN

Seid ihr bei Sinn?

Was nicht ich besitze,

soll ich euch Schamlosen schenken?

FAFNER

Schwer baute

dort sich die Burg;

leicht wird dir's

mit list'ger Gewalt

(was im Neidspiel nie uns gelang):

den Niblungen fest zu fahn.

WOTAN

Für euch müht' ich

mich um den Alben?

Für euch fing' ich den Feind?

Unverschämt

und überbegehrlich,

macht euch Dumme mein Dank!

FASOLT

(ergreift plötzlich Freia und führt sie mit Fafner zur Seite)

Hieher, Maid!

In unsre Macht!

Als Pfand folgst du uns jetzt,

bis wir Lösung empfah'n!

FREIA

(schreiend)

Wehe! Wehe! Weh'!

 
(Alle Götter sind in höchster Bestürzung.)
 

FAFNER

Fort von hier  

sei sie entführt!

Bis Abend - achtet's wohl -

pflegen wir sie als Pfand;

wir kehren wieder;

doch kommen wir,

und bereit liegt nicht als Lösung

das Rheingold licht und rot. -

FASOLT

Zu End' ist die Frist dann,

Freia verfallen:

für immer folge sie uns!

FREIA

(schreiend)

Schwester! Brüder!

Rettet! Helft!

(Sie wird von den hastig enteilenden Riesen fortgetragen.)

 

Fasolt, Freia, Fafner ->

FROH

Auf, ihnen nach!  

DONNER

Breche denn alles!

(Sie blicken Wotan fragend an.)

FREIA

(aus der Ferne)

Rettet! Helft!

 

LOGE

(den Riesen nachsehend)  

Über Stock und Stein zu Tal

stapfen sie hin:

durch des Rheines Wasserfurt

waten die Riesen.

Fröhlich nicht

hängt Freia

den Rauhen über dem Rücken! -

Heia! hei!

wie taumeln die Tölpel dahin!

Durch das Tal talpen sie schon.

Wohl an Riesenheims Mark

erst halten sie Rast. -

(Er wendet sich zu den Göttern.)

Was sinnt nun Wotan so wild?

Den sel'gen Göttern wie geht's?

 
(Ein fahler Nebel erfüllt mit wachsender Dichtheit die Bühne; in ihm erhalten die Götter ein zunehmend bleiches und ältliches Aussehen; alle stehen bang und erwartungsvoll auf Wotan blickend, der sinnend die Augen an den Boden heftet.)
 

 

Trügt mich ein Nebel?

Neckt mich ein Traum?

Wie bang und bleich

verblüht ihr so bald!

Euch erlischt der Wangen Licht;

der Blick eures Auges verblitzt!

Frisch, mein Froh,

noch ist's ja früh!

Deiner Hand, Donner,

entsinkt ja der Hammer!

Was ist's mit Fricka?

Freut sie sich wenig

ob Wotans grämlichem Grau,

das schier zum Greisen ihn schafft?

 

FRICKA

Wehe! Wehe!  

Was ist geschehen?

DONNER

Mir sinkt die Hand!

FROH

Mir stockt das Herz!

 

LOGE

Jetzt fand' ich's: hört, was euch fehlt!

Von Freias Frucht

genosset ihr heute noch nicht.

Die goldnen Äpfel

in ihrem Garten,

sie machten euch tüchtig und jung,

asst ihr sie jeden Tag.

Des Gartens Pflegerin

ist nun verpfändet;

an den Ästen darbt

und dorrt das Obst,

bald fällt faul es herab. -

Mich kümmert's minder;

an mir ja kargte

Freia von je

knausernd die köstliche Frucht:

denn halb so echt nur

bin ich wie, Selige, ihr!

Doch ihr setztet alles

auf das jüngende Obst:

das wussten die Riesen wohl;

auf eurer Leben

legten sie's an:

nun sorgt, wie ihr das wahrt!

Ohne die Äpfel,

alt und grau,

greis und grämlich,

welkend zum Spott aller Welt,

erstirbt der Götter Stamm.

 

FRICKA

(bang)  

Wotan, Gemahl,

unsel'ger Mann!

Sieh, wie dein Leichtsinn

lachend uns allen

Schimpf und Schmach erschuf!

WOTAN

(mit plötzlichem Entschluss auffahrend)

Auf, Loge,

hinab mit mir!

Nach Nibelheim fahren wir nieder:

gewinnen will ich das Gold.

LOGE

Die Rheintöchter

riefen dich an:

so dürfen Erhörung sie hoffen?

WOTAN

(heftig)

Schweige, Schwätzer!

Freia, die Gute,

Freia gilt es zu lösen!

LOGE

Wie du befiehlst

führ' ich dich gern

steil hinab

steigen wir denn durch den Rhein?

WOTAN

Nicht durch den Rhein!

LOGE

So schwingen wir uns

durch die Schwefelkluft:

dort schlüpfe mit mir hinein!

(Er geht voran und verschwindet seitwärts in einer Kluft, aus der sogleich ein schwefliger Dampf hervorquillt.)

Loge ->

 

WOTAN

Ihr andern harrt  

bis Abend hier:

verlorner Jugend

erjag' ich erlösendes Gold!

(Er steigt Loge nach in die Kluft hinab: der aus ihr dringende Schwefeldampf verbreitet sich über die ganze Bühne und erfüllt diese schnell mit dichtem Gewölk. Bereits sind die Zurückbleibenden unsichtbar.)

Wotan ->

 

DONNER

Fahre wohl, Wotan!  

FROH

Glück auf! Glück auf!

FRICKA

O kehre bald

zur bangenden Frau!

 
Der Schwefeldampf verdüstert sich zu ganz schwarzem Gewölk, welches von unten nach oben steigt; dann verwandelt sich dieses in festes, finstres Steingeklüft, das sich immer aufwärts bewegt, so dass es den Anchein hat, als aänke die Szene immer tiefer in die Erde hinab. - Von verschiedenen Seiten her dämmert aus der Ferne dunkelroter Schein auf: wachsendes Geräusch wie von Schmiedenden wird überall her vernommen. - Das Getöse der Ambosse verliert sich. Eine unabsehbar weit sich dahinziehende unterirdische Kluft wird erkennbar, die sich nach allen Seien hin in enge Schachte auszumünden schient.

Fricka, Froh, Donner ->

 

Ende (Zweite Szene)

Vorspiel und Erste Szene Zweite Szene Dritte Szene Vierte Szene

Der hervorbrechende Tag beleuchtet mit wachsendem Glanze eine Burg mit blinkenden Zinnen, die auf einem Felsgipfel im Hintergrunde steht, zwischen diesem und dem Vordergrunde ist ein tiefes Tal, durch das der Rhein fliesst, anzunehmen.

Wotan, Fricka
 

Wotan, Gemahl, erwache!

Nur Wonne schafft dir

Wotan, Fricka
<- Freia

Hilf mir, Schwester!

Wotan, Fricka, Freia
<- Fasolt, Fafner

Nennt, Leute, den Lohn

Wotan, Fricka, Freia, Fasolt, Fafner
<- Froh, Donner

Helft! Helft, vor den Harten!

Wotan, Fricka, Freia, Fasolt, Fafner, Froh, Donner
<- Loge

Endlich Loge!

Jetzt hör', Störrischer!

Dir's zu melden

Hör', Wotan

Fort von hier

Wotan, Fricka, Froh, Donner, Loge
Fasolt, Freia, Fafner ->

Auf, ihnen nach!

(Ein fahler Nebel erfüllt mit wachsender Dichtheit die Bühne.)

 

Wehe! Wehe!

 

Wotan, Gemahl

Wotan, Fricka, Froh, Donner
Loge ->

Ihr andern harrt

Fricka, Froh, Donner
Wotan ->

Fahre wohl, Wotan!

Fricka, Froh, Donner ->

(Der Schwefeldampf verdüstert sich zu ganz schwarzem Gewölk, welches von unten nach oben steigt; dann verwandelt sich dieses in festes, finstres Steingeklüft, das sich immer aufwärts bewegt, so dass es den Anchein hat, als aänke die Szene immer tiefer in die Erde hinab. - Von verschiedenen Seiten her dämmert aus der Ferne dunkelroter Schein auf: wachsendes Geräusch wie von Schmiedenden wird überall her vernommen.)

 
Freie Gegend auf Bergeshöhen
Grünliche Dämmerung, nach oben zu lichter, nach unten zu dunkler. Die Höhe ist von wogendem Gewässer... Der hervorbrechende Tag beleuchtet mit wachsendem Glanze eine Burg mit... Eine unabsehbar weit sich dahinziehende unterirdische Kluft wird erkennbar, die sich nach allen Seien hin in... Die Verwandlung führt wieder an den Schmieden vorüber.
Vorspiel und Erste Szene Dritte Szene Vierte Szene

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