Erster Aufzug

 

Erster Auftritt

Platz vor dem Palast des Bassa am Ufer des Meeres.
Belmonte allein.

 Q 

Belmonte

 
[Nr. 1 - Arie]

 N 

Hier soll ich dich denn sehen;    

Konstanze! dich mein Glück!

Laß Himmel es geschehen!

Gib mir die Ruh zurück.

Ich duldete der Leiden

O Liebe! allzuviel!

Schenk mir dafür nun Freuden

Und bringe mich ans Ziel!

S

 

 

Aber wie soll ich in den Palast kommen? Wie sie sehen? Wie sprechen? ~  

 

Zweiter Auftritt

Belmonte, Osmin.

<- Osmin

 
[Nr. 2 - Lied und Duett]

 N 

OSMIN

(mit einer Leiter, welche er an einen Baum vor der Tür des Palastes lehnt, hinaufsteigt und Feigen abnimmt)  

Wer ein Liebchen hat gefunden,

Die es treu und redlich meint,

Lohn' es ihr durch tausend Küsse,

Mach ihr all das Leben süße,

Sei ihr Tröster, sei ihr Freund.

Trallalera, trallalera.

 

BELMONTE

Vielleicht, daß ich durch diesen Alten etwas erfahre. He, Freund! ist das nicht das Landhaus des Bassa Selim?  

 

OSMIN

Doch sie treu sich zu erhalten,  

Schließ' er Liebchen sorglich ein:

Denn die losen Dinger haschen

Jeden Schmetterling, und naschen

Gar zu gern von fremdem Wein.

Trallalera, trallalera.

 

BELMONTE

He, Alter, he! ~ hört Ihr nicht? ~ Ist hier des Bassa Selim Palast?

 

OSMIN

(sicht ihn an, dreht sich herum und singt wie zuror)  

Sonderlich beim Mondenscheine,

Freunde, nehmt sie wohl in acht!

Oft lauscht da ein junges Herrchen,

Kirrt und lockt das kleine Närrchen,

Und dann Treue gute Nacht.

Trallalera, trallalera.

 

BELMONTE

Verwünscht seist du samt deinem Liede!

Ich bin dein Singen nun schon müde;

So hör doch nur ein einzig Wort!

OSMIN

Was Henker laßt ihr euch gelüsten,

Euch zu ereifern, euch zu brüsten?

Was wollt ihr? Hurtig! ich muß fort.

BELMONTE

Ist das des Bassa Selim Haus?

OSMIN

He? ~

BELMONTE

Ist das des Bassa Selim Haus?

OSMIN

Das ist des Bassa Selim Haus. ~

(will fort)

BELMONTE

So wartet doch ~

OSMIN

Ich kann nicht weilen.

BELMONTE

Ein Wort ~

OSMIN

Geschwind denn ich muß eilen.

BELMONTE

Seid ihr in sienen Diensten Freund?

OSMIN

He? ~

BELMONTE

Seid ihr in sienen Diensten Freund?

OSMIN

Ich bin in seinen Diensten, Freund.

BELMONTE

Wie kann ich den Pedrill wohl sprechen,

der hier in seinen Diensten steht?

OSMIN

Den Schurken? - der den Hals soll brechen?

Seht selber zu; wenn's anders geht.

(will fort)

BELMONTE
(für sich)

Was für ein alter grober Bengel!

OSMIN

(ihn betrachtend, auch für sich)

Das ist just so ein Galgenschwengel!

BELMONTE

Ihr irrt, es ist ein braver Mann.

OSMIN

So brav, daß man ihn spießen kann.

BELMONTE

Ihr müßt ihn wahrlich nicht recht kennen.

OSMIN

Recht gut; ich ließ' ihn heut verbrennen.

BELMONTE

Es ist fürwahr ein guter Tropf.

OSMIN

Auf einen Pfahl gehört sein Kopf.

(will fort)

BELMONTE

So bleibet doch!

OSMIN

Was wollt ihr noch?

BELMONTE

Ich möchte gerne...

OSMIN
(spöttisch)

So hübsch von ferne

Ums Haus 'rum schleichen

Und Mädchen stehlen? ~

Fort, eures gleichen

Braucht man hier nicht.

BELMONTE

Ihr seid besessen!

Sprecht voller Galle

Mir so vermessen

Ins Angesicht!

OSMIN

Nur nicht in Eifer!

Ich kenn' euch schon.

BELMONTE

Schont euren Geifer.

Laßt euer Drohn.

OSMIN

Schert euch zum Teufel

Ihr kriegt, ich schwöre

Sonst ohne Gnade die Bastonade:

Noch habt ihr Zeit.

BELMONTE

Es bleibt kein Zweifel

Ihr seid von Sinnen

Welch ein Betragen

Auf meine Fragen

Seid doch gescheit.

(ab)

Belmonte ->

 

Dritter Auftritt

Osmin, hernach Pedrillo.

 

OSMIN

Könnt' ich mir doch noch so einen Schurken auf die Nase setzen, wie den Pedrillo; so einen Gaudieb, der Tag und Nacht nichts tut, als nach meinen Weibern herumzuschleichen und zu schnobern, ob's nichts für seinen Schnabel setzt. Aber ich laure ihm sicher auf den Dienst, und wohl bekomm dir die Prügelsuppe, wenn ich dich einmal beim Kanthaken kriege! ~ Hätt' er sich nur beim Bassa nicht so eingeschmeichelt, er sollte den Strick längst um den Hals haben.  

 

<- Pedrillo

PEDRILLO

Nun wie steht's, Osmin? Ist der Bassa noch nicht zurück?  

OSMIN

Sieh darnach, wenn du's wissen willst.

PEDRILLO

Schon wieder Sturm im Kalender? Hast du das Geicht Feigen für mich gepfückt?

OSMIN

Gift für dich, verwünschter Schmarotzer!

PEDRILLO

Was in aller Welt ich dir nur getan haben muß, daß du beständig mit mir zankst. Laß uns doch einmal Friede machen.

OSMIN

Friede mit dir? Mit so einem schleichenden spitzbübischen Paßauf, der nur spioniert, wie er mir eins versetzen kann? Erdrosseln möcht' ich dich!

PEDRILLO

Aber sag nur, warum? Warum?

 
[Nr. 3 - Arie]

 N 

OSMIN

Solche hergelaufne Laffen    

Die nur nach den Weibern gaffen,

Mag ich vor den Teufel nicht.

Denn ihr ganzes Tun und Lassen

Ist, uns auf den Dienst zu passen,

Doch mich trügt kein solch Gesicht!

Eure Tücken, eure Ränke,

Eure Finten, eure Schwänke,

Sind mir ganz bekannt.

Mich zu hintergehen,

Müßt ihr früh aufstehen,

Ich hab auch Verstand.

Drum beim Barten des Propheten!

Ich studiere Tag und Nacht,

Ruh nicht bis ich dich seh' töten,

Nimm dich wie du willst in acht.

S

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PEDRILLO

Was bist du für ein grausamer Kerl, und ich hab dir nichts getan.  

OSMIN

Du hast ein Galgengesicht, das ist genug.

 

Erst geköpft,  

Dann gehangen,

Dann gespießt

Auf heiße Stangen;

Dann verbrannt,

Dann gebunden,

Und getaucht;

Zuletzt geschunden.

(geht ins Haus)

Osmin ->

 

Vierter Auftritt

Pedrillo, hernach Belmonte.

 

PEDRILLO

Geh nur, verwünschter Aufpasser; es ist noch nicht aller Tage Abend. Wer weiß, wer den andern überlistet. Und dir mißtrauischem, gehässigem Menschenfeind eine Grube zu graben, sollte ein wahres Fest für mich sein.  

 

<- Belmonte

BELMONTE

Pedrillo, guter Pedrillo!  

PEDRILLO

Ach mein bester Herr! Ist's möglich? Sind Sie's wirklich? Bravo, Madame Fortuna, bravo, das heißt doch Wort gehalten! Schon verzweifelte ich, ob einer meiner Briefe Sie getroffen hätte.

BELMONTE

Sag, guter Pedrillo, lebt meine Konstanze noch?

PEDRILLO

Lebt, und noch hoff' ich für Sie. Seit dem schrecklichen Tage, an welchem das Glück uns einen so häßlichen Streich spielte und unser Schiff von den Seeräubern erobern ließ, haben wir mancherlei Drangsal erfahren. Glücklicher Weise traf sich's noch, daß der Bassa Selim uns alle drei kaufte: Ihre Konstanze nämlich, meine Blonde, und mich. Er ließ uns sogleich hier auf sein Landhaus bringen. Donna Konstanze ward seine auserwählte Geliebte.

BELMONTE

Ah! Was sagst du?

PEDRILLO

Nun, nur nicht so hitzig! Sie ist noch nicht in die schlimmsten Hände gefallen. Der Bassa ist ein Renegat und hat noch so viel Delikatesse, keine seiner Weiber zu seiner Liebe zu zwingen, und soviel ich weiß, spielt er noch immer den unerhörten Liebhaber.

BELMONTE

Wär es möglich? Wär Konstanze noch treu?

PEDRILLO

Sicher noch, lieber Herr! Aber wie's mit meinem Blondchen steht, weiß der Himmel! Das arme Ding schmachtet bei einem alten häßlichen Kerl, dem sie der Bassa geschenkt hat; und vielleicht - ach, ich darf gar nicht daran denken!

BELMONTE

Doch nicht der alte Kerl, der soeben ins Haus ging?

PEDRILLO

Eben der.

BELMONTE

Und dies ist der Liebling des Bassa?

PEDRILLO

Liebling, Spion und Ausbund aller Spitzbuben, der mich mit den Augen vergiften möchte, wenn's möglich wäre.

BELMONTE

O guter Pedrillo, was sagst du?

PEDRILLO

Nur nicht gleich verzagt! Unter uns gesagt: ich hab auch einen Stein im Brett beim Bassa. Durch mein bißchen Geschick in der Gärtnerei hab ich seine Gunst weggekriegt, und dadurch hab ich so ziemlich Freiheit, die tausend andere nicht haben würden. Da sonst jede Mannsperson sich entfernen muß, wenn eine seiner Weiber in den Garten kommt, kann ich bleiben; sie reden sogar mit mir, und er sagt nichts darüber. Freilich mault der alte Osmin, besonders, wenn mein Blondchen ihrer Gebieterin folgen muß.

BELMONTE

Ist's möglich? Du hast sie gesprochen? ~ O sag, sag! Liebt sie mich noch?

PEDRILLO

Hm! Daß Sie daran zweifeln! Ich dächte, Sie kennten die gute Konstanze mehr als zu gut, hätten Proben genug ihrer Liebe. Doch damit dürfen wir uns gar nicht aufhalten. Hier ist bloß die Frage, wie's anzufangen ist, hier wegzukommen?

BELMONTE

O da hab ich für alles gesorgt! Ich hab hier ein Schiff in einiger Entfernung vom Hafen, das uns auf den ersten Wink einnimmt, und ~

PEDRILLO

Ah, sachte, sachte! Erst müssen wir die Mädels haben, ehe wir zu Schiffe gehen, und das geht nicht so husch, husch, wie Sie meinen!

BELMONTE

O lieber guter Pedrillo, mach nur, daß ich sie sehen, daß ich sie sprechen kann! Das Herz schlägt mir vor Angst und Freude! ~

PEDRILLO

Pfiffig müssen wir das Ding anfangen, und rasch müssen wir's ausführen, damit wir den alten Aufpasser übertölpeln. Bleiben Sie hier in der Nähe. Jetzt wird der Bassa bald von einer Lustfahrt auf dem Wasser zurückkommen. Ich will Sie ihm als einen geschickten Baumeister vorstellen, denn Bauen und Gärtnerei sind seine Steckenpferde. Aber lieber, goldner Herr, halten Sie sich in Schranken; Konstanze ist bei ihm ~

BELMONTE

Konstanze bei ihm? Was sagst du? Ich soll sie sehen?

PEDRILLO

Gemach, gemach ums Himmels willen, lieber Herr, sonst stolpern wir! Ah, ich glaube, dort seh ich sie schon angefahren kommen. Gehn Sie nur auf die Seite, wenn er kommt; ich will

ihm entgegen gehen.

(geht ab)

Pedrillo ->

 

Fünfter Auftritt

Belmonte allein; dann Pedrillo.

 

BELMONTE

Konstanze! dich wiederzusehen, dich!  

 
[Nr. 4 - Arie]

 N 

O wie ängstlich, o wie feurig,    

Klopft mein liebevolles Herz!

Und des Wiedersehens Zähre,

Lohnt der Trennung bangen Schmerz.

Schon zittr' ich und wanke,

Schon zag ich und schwanke,

Es hebt sich die schwellende Brust.

Ist das ihr Lispeln? Es wird mir so bange.

War das ihr Seufzen? Es glüht mir die Wange.

Täuscht mich die Liebe, War es ein Traum?

S

 

<- Pedrillo

PEDRILLO

(kommt hurtig gelaufen)  

Geschwind, geschwind auf die Seite und versteckt! Der Bassa kommt.

 
(Belmonte versteckt sich)
 

Sechster Auftritt

Bassa Selim und Konstanze kommen in einem Lustschiffe angefahren, vor welchem ein anderes Schiff mit Janitscharenmusik voraus landet. Die Janitscharen stellen sich am Ufer in Ordnung,
stimmen folgenden Chor an und entfernen sich dann.

<- Selim, Konstanze, Janitscharen

 
[Nr. 5 - Chor der Janitscharen]

 N 

CHOR DER JANITSCHAREN

Singt dem großen Bassa Lieder  

Töne feuriger Gesang;

Und vom Ufer halle wieder

Unsrer Lieder Jubelklang.

 

EINE ODER ZWO STIMMEN

Weht ihm entgegen

Kühlende Winde

Ebne dich sanfter

Wallende Flut.

IIº

Singt ihm entgegen

Fliegende Chöre,

Singt ihm der Liebe

Freuden ins Herz!

 

CHOR DER JANITSCHAREN

Singt dem großen Bassa Lieder

Töne feuriger Gesang;

Und vom Ufer halle wieder

Unsrer Lieder Jubelklang.

(Janitscharen ab)

Janitscharen ->

 

Siebenter Auftritt

Selim, Konstanze.

 

SELIM

Immer noch traurig, geliebte Konstanze? Immer in Tränen? Sieh, dieser schöne Abend, diese Reizende Gegend, diese bezaubernde Musik, meine zärtliche Liebe für dich. Sag, kann nichts von allem dich endlich beruhigen, endlich dein Herz rühren? Sieh, ich könnte befehlen, könnte grausam mit dir verfahren, dich zwingen.  

(Konstanze seufzt.)

 

Aber nein, Konstanze; dir selbst will ich dein Herz zu danken haben, dir selbst!

KONSTANZE

Großmütiger Mann! O daß ich es könnte, daß ich's erwidern könnte - aber -

SELIM

Sag, Konstanze, sag, was hält dich zurück?

KONSTANZE

Du wirst mich hassen.

SELIM

Nein, ich schwöre dir's. Du weißt, wie sehr ich dich liebe, wieviel Freiheit ich dir vor allen meinen Weibern gestatte; dich wie meine einzige schätze.

KONSTANZE

O so verzeih!

(Während des Gesanges geht der Bassa unwillig hin und her.)
 
[Nr. 6 - Arie]

 N 

Ach ich liebte,  

War so glücklich;

Kannte nicht der Liebe Schmerz.

Schwur ihm Treue,

Dem Geliebten,

Gab dahin mein ganzes Herz.

Doch wie schnell schwand meine Freude,

Trennung war mein banges Los;

Und nun schwimmt mein Aug' in Tränen,

Kummer ruht in meinem Schoß.

 

 

Ach, ich sagt es wohl, du würdest mich hassen. Aber verzeih, verzeih dem liebekranken Mädchen! Du bist ja so großmütig, so gut. Ich will dir dienen, deine Sklavin sein bis ans Ende meines Lebens, nur verlange nicht ein Herz von mir, das auf ewig versagt ist.  

SELIM

Ha, Undankbare! Was wagst du zu bitten?

KONSTANZE

Töte mich, Selim, töte mich, nur zwinge mich nicht, meineidig zu werden! Noch zuletzt, wie mich der Seeräuber aus den Armen meines Geliebten riß, schwur ich aufs feierlichste -

SELIM

Halt ein, nicht ein Wort! Reize meinen Zorn nicht noch mehr. Bedenke, daß du in meiner Gewalt bist -

KONSTANZE

Ich bin es, aber du wirst dich ihrer nicht bedienen, ich kenne dein gutes, dein mitleidvolles Herz. Hätte ich's sonst wagen können, dir das meinige zu entdecken? -

SELIM

Wag es nicht, meine Güte zu mißbrauchen -

KONSTANZE

Nur Aufschub gönne mir, Herr, nur Zeit, meinen Schmerz zu vergessen -

SELIM

Wie oft schon gewährt ich dir diese Bitte -

KONSTANZE

Nur noch diesmal!

SELIM

Es sei, zum letzten Male! Geh, Konstanze, geh! Besinne dich eines Bessern, und morgen -

KONSTANZE

(im Abgehn)

Unglückliches Mädchen! O Belmonte, Belmonte!

Konstanze ->

 

Achter Auftritt

Selim, Pedrillo, Belmonte.

 

SELIM

Ihr Schmerz, ihre Tränen, ihre Standhaftigkeit bezaubern mein Herz immer mehr, machen mir  

ihre Liebe nur noch wünschenswerter. Ha! wer wollte gegen ein solches Herz Gewalt brauchen? Nein, Konstanze, nein, auch Selim hat ein Herz, auch Selim kennt Liebe!

PEDRILLO

Herr! verzeih, daß ich es wage, dich in deinen Betrachtungen zu stören!

SELIM

Was willst du, Pedrillo?

PEDRILLO

Dieser junge Mann, der sich in Italien mit vielem Fleiß auf die Baukunst gelegt, hat von deinem Reichtum gehört, und kommt her, dir als Baumeister seine Dienste anzubieten.

BELMONTE

Herr! könnte ich so glücklich sein, durch meine geringen Fähigkeiten deinen Beifall zu verdienen!

SELIM

Hm! Du gefällst mir. Ich will sehen, was du kannst.

(zum Pedrillo)

Sorge für seinen Unterhalt. Morgenz werde ich dich wieder rufen lassen.

(geht ab)

Selim ->

 

Neunter Auftritt

Belmonte, Pedrillo.

 

PEDRILLO

Ha! Triumph, Triumph, Herr! Der erste Schritt war getan.  

BELMONTE

Ach, laß mich zu mir selbst kommen! Ich habe sie gesehen, hab' das gute, treue, beste Mädchen gesehen! O Konstanze, Konstanze! Was könnt ich für dich tun, was für dich wagen?

PEDRILLO

Ha! Gemach, gemach, bester Herr! Stimmen Sie den Ton ein bißchen herab; Verstellung wird uns weit bessere Dienste leisten. Wir sind nicht in unserm Vaterlande. Hier fragen sie den Henker darnach, ob's einen Kopf mehr oder weniger in der Welt gibt. Bastonade und Strick um Hals sind hier wie ein Morgenbrot.

BELMONTE

Ach, Pedrillo, wenn du die Liebe kenntest!

PEDRILLO

Hm! Als wenn's mit unser einem gar nichts wäre. Ich habe so gut meine zärtlichen Stunden als andere Leute. Und denken Sie denn, daß mir's nicht auch im Bauche grimmt, wenn ich mein Blondchen von so einem alten Spitzbuben, wie der Osmin ist, bewacht sehen muß?

BELMONTE

O, wenn es möglich wäre, sie zu sprechen -

PEDRILLO

Wir wollen sehen, was zu tun ist. Kommen Sie nur mit mir in den Garten, aber um alles in der Welt, vorsichtig und fein. Denn hier ist alles Aug und Ohr.

(Sie wollen in den Palast, Osmin kommt ihnen in der Tür entgegen, und hält sie zurück.)
 

Zehnter Auftritt

Vorige, Osmin.

<- Osmin

 

OSMIN

Wohin?  

PEDRILLO

Hinein!

OSMIN
(zu Belmonte)

Was will das Gesicht? Zurück mit dir, zurück!

PEDRILLO

Ha, gemach, Meister Grobian, gemach! Er ist in des Bassa Diensten.

OSMIN

In des Henkers Diensten mag er sein! Er soll nicht herein!

PEDRILLO

Er soll aber herein!

OSMIN

Kommt mir nur einen Schritt über die Schwelle -

BELMONTE

Unverschämter! Hast du nicht mehr Achtung für einen Mann meines Standes?

OSMIN

Ei, Ihr mögt mir vom Stande sein! Fort, fort, oder ich will euch Beine machen.

PEDRILLO

Alter Dummkopf! Es ist ja der Baumeister, den der Bassa angenommen hat.

OSMIN

Meinethalben sei er Stockmeister, nur komm er mir nicht zu nahe. Ich müßte nicht sehen, daß es so ein Kumpan deines Gelichters ist, und daß das so eine abgeredete Karte ist, uns zu überlisten. Der Bassa ist weich wie Butter, mit dem könnt ihr machen was ihr wollt, aber ich habe eine feine Nase. Gaunerei ist's um den ganzen Kram, mit euch fremden Gesindel; und ihr abgefeimten Betrüger habt lange ein Plänchen angelegt, eure Pfiffe auszuführen; aber wart' ein bißchen! Osmin schläft nicht. Wär ich Bassa, ihr wär't längst gespießt. Ja, schneid't nur Gesichter, lacht nur höhnisch in den Bart hinein!

PEDRILLO

Ereifere dich nicht so, Alter, es hilft dir doch nichts. Sieh, soeben werden wir hinein spazieren.

OSMIN

Ha, das will ich sehen!

(stellt sich vor die Türe)

PEDRILLO

Mach keine Umstände.

BELMONTE

Weg, Niederträchtiger!

 
[Nr. 7 - Terzett]

 N 

OSMIN

Marsch! Marsch! Marsch! trollt euch fort!  

Sonst soll die Bastonade

Euch gleich zu Diensten stehn.

BELMONTE UND PEDRILLO

Ei! das wär ja schade;

Mit uns so umzugehn!

OSMIN

Kommt nur nicht näher, sonst schlag' ich drein.

BELMONTE, PEDRILLO

Weg von der Türe. Wir gehn hinein.

OSMIN

Marsch fort! Ich schlage drein!

BELMONTE UND PEDRILLO

Platz fort! Wir gehn hinein.

(sie stoßen ihn weg und gehn hinein)

Osmin, Belmonte, Pedrillo ->

 

Ende (Erster Aufzug)

Erster Aufzug Zweiter Aufzug Dritter Aufzug

Platz vor dem Palast des Bassa am Ufer des Meeres.

Belmonte
 

[Nr. 1 - Arie]

Aber wie soll ich in den Palast kommen?

Belmonte
<- Osmin

[Nr. 2 - Lied und Duett]

Vielleicht, daß ich durch diesen Alten etwas erfahre

Osmin
Belmonte ->

Könnt' ich mir doch noch so einen Schurken auf die Nase setzen

Osmin
<- Pedrillo

Nun wie steht's, Osmin?

[Nr. 3 - Arie]

Was bist du für ein grausamer Kerl

Pedrillo
Osmin ->

Geh nur, verwünschter Aufpasser

Pedrillo
<- Belmonte

Pedrillo, guter Pedrillo!

Belmonte
Pedrillo ->

Konstanze! dich wiederzusehen, dich!

[Nr. 4 - Arie]

Belmonte
<- Pedrillo

Geschwind, geschwind auf die Seite

Belmonte, Pedrillo
<- Selim, Konstanze, Janitscharen

[Nr. 5 - Chor der Janitscharen]

Chor der Janitscharen
Singt dem großen Bassa Lieder
Belmonte, Pedrillo, Selim, Konstanze
Janitscharen ->

Immer noch traurig, geliebte Konstanze?

[Nr. 6 - Arie]

Ach, ich sagt es wohl, du würdest mich hassen

Belmonte, Pedrillo, Selim
Konstanze ->

Ihr Schmerz, ihre Tränen

Belmonte, Pedrillo
Selim ->

Ha! Triumph, Triumph, Herr!

Belmonte, Pedrillo
<- Osmin

Wohin? / Hinein! / Was will das Gesicht?

[Nr. 7 - Terzett]

Osmin, Belmonte, Pedrillo ->
 
Erster Auftritt Zweiter Auftritt Dritter Auftritt Vierter Auftritt Fünfter Auftritt Sechster Auftritt Siebenter Auftritt Achter Auftritt Neunter Auftritt Zehnter Auftritt
Platz vor dem Palast des Bassa am Ufer des Meeres. Garten am Palast des Bassa Selim; an der Seite Osmins Wohnung. Vor dem Palast des Bassa Selim; auf einer Seite der Palast des Bassa, gegenüber die Wohnung des Osmin,... Zimmer des Bassa.
[Nr. 1 - Arie] [Nr. 2 - Lied und Duett] [Nr. 3 - Arie] [Nr. 4 - Arie] [Nr. 5 - Chor der Janitscharen] [Nr. 6 - Arie] [Nr. 7 - Terzett] [Nr. 8 - Arie] [Nr. 9 - Duett] [Nr. 10 - Rezitativ und Arie] [Nr. 11 - Arie] [Nr. 12 - Arie] [Nr. 13 - Arie] [Nr. 14 - Duett] [Nr. 15 - Arie] [Nr. 16 – Quartett] [Nr. 17 - Arie] [Nr. 18 - Romanze] [Nr. 19 - Arie] [Nr. 20 - Rezitativ und Duett] [Nr. 21 - Vaudeville]
Zweiter Aufzug Dritter Aufzug

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